Die Polizei hat in Hannover vergangene Woche zwei Schockanrufer festgenommen, die ältere Damen um ihr Gespartes bringen wollten. In beiden Fällen forderten die Täter die Angerufenen dazu auf, sechsstellige Geldbeträge als Kaution an angebliche Behörden zu übergeben. Allerdings flogen die beiden Betrüger sofort auf und wurden noch am selben Tag festgenommen. Kein Wunder: Wenn man ein so schnelllebiges Medium wie das Telefon benutzt, kann das auch umgehend nach hinten losgehen.
Viel schlauer stellten es am Montag zwei Schockbriefeschreiber an. Die beiden Verfasser gaben sich als führende Mitglieder des SPD-Stadtverbands aus und drohten ihrem Opfer, die rot-grüne Koalition in Hannover beenden zu wollen. Diese Masche war erfolgreich. Der Geschädigte Belit O. (42) gab später bei einer Pressekonferenz zu, von der Ankündigung völlig überrumpelt worden zu sein. Obwohl er den Brief nicht verstanden habe ("Mir erschließt sich der Schritt so nicht"), ist das Ratsbündnis zwischen SPD und Grünen jetzt passé. Inwiefern die mutmaßlichen Täter Adis A. und Lars K. von ihrem Clou profitieren werden, ist zwar noch unklar. Auf jeden Fall befinden sie sich weiterhin auf freiem Fuß.

Der NDR verbreitete am Dienstagmorgen folgende Schocknachricht: "Hoher Krankenstand: Erste Grundschulen setzen auf Homeschooling". Vielen Eltern, die sich ohnehin im Vorweihnachtsstress befinden, dürfte da beim Pausenbrotschmieren für ihre Sprösslinge vor Schreck das Buttermesser aus der Hand gerutscht sein. Vor allem in Uelzen und Hagenburg (Kreis Schaumburg) war das Scheppern groß, denn laut NDR-Bericht sollen dort aufgrund von hohem Krankenstand noch in dieser Woche die ersten Kinder zu Hause unterrichtet werden.
Pressesprecher Ulrich Schubert aus dem Kultusministerium gab gestern in der Landespressekonferenz jedoch Entwarnung: "Das war schlichtweg eine Falschmeldung", stellte er richtig und verwies auf einen "wohl etwas missverständlichen" (Schock-)Brief der Uelzener Schulleitung. Der Unterricht werde durch die Zusammenlegung von Klassen gesichert. "Die Lage ist angespannt", räumte Schubert angesichts der Krankheitswelle ein. Von einem personellen Notstand sei dem Kultusministerium aber nichts bekannt.

Der Kälteschock, den Niedersachsen derzeit erlebt, ist dagegen Realität. Die Lüneburger Dienststelle der Regionalen Landesämter für Schule und Bildung warnte gestern bereits vor Unterrichtsausfällen aufgrund von extremen Witterungsbedingungen. Der Winteranfang ist auch Christoph Rabbow, Landesvorsitzender des Philologenverbands nicht entgangen. „Bald ist erster Advent – die Zeit der kleinen Geschenke und besonderen Momente“, sagte er gestern beim Philologentag in Goslar und schockierte damit Kultusministerin Julia Hamburg. Die Grünen-Politikerin hatte für die Lehrer nämlich kein Wichtelgeschenk mitgebracht, sondern nur ein Grußwort und wenig inhaltliche Annäherungen. Mehr dazu im heutigen Rundblick.
Außerdem haben wir in der aktuellen Ausgabe schockierende Zahlen für sie: Landesbischof Ralf Meister rechnet damit, dass bis 2025 fast eine Million Mitglieder die evangelische Kirche verlassen. In seiner Rede zur Landessynode in Hannover hat er sich dazu ausführlich geäußert.
Schockierend sind auch die Folgen der Schulschließungen für die Kinder und Jugendlichen in Niedersachsen. Im vierten Teil unserer Serie zur Aufarbeitung der Corona-Pandemie sagt Psychotherapeutin Renate Engelhardt-Tups: „Ich kenne nur wenige Eltern, die ihren Kindern in der Pandemie den emotionalen Halt in dem Maße geben konnten, wie es notwendig gewesen wäre."
Einen emotional ausgeglichenen Donnerstag wünscht
Ihr Christian Wilhelm Link
