Mit übergroßer Mehrheit hat der niedersächsische Landtag im letzten Tagesordnungspunkt des jüngsten Tagungsabschnitts des Parlaments seine Unterstützung für den Deutschen Evangelischen Kirchentag beteuert und die Bedeutung der Kirchen für die Demokratie betont. „Der Kirchentag ist eines der größten gesellschaftlichen Ereignisse in Deutschland und schafft Raum für Dialog, Begegnung und Diskussion. Er setzt wichtige Impulse für Fragen des Glaubens, verantwortliches Handeln und sozialen Zusammenhalt“, erklärte der religionspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Thore Güldner, bei der Einbringung des gemeinsamen Resolutions-Antrags von SPD, Grünen und CDU Ende März. Die Kirchen in Niedersachsen seien „weit mehr als religiöse Institutionen“, meinte der SPD-Mann. „Sie sind tragende Säulen unserer demokratischen Gesellschaft. Sie fördern Toleranz, Mitmenschlichkeit und soziale Gerechtigkeit.“ Dieser Dreiklang war eine Formulierung, auf den sich die drei Fraktionen in ihren Redebeiträgen offenbar gemeinsam verständigen konnten.
Eine Verständigung mit der AfD-Fraktion blieb jedoch aus, die Abgeordneten rechts-außen stimmten gegen den gemeinsamen Antrag der anderen. Der Resolutionstext sei ein „Paradebeispiel für eine unkritische Lobhudelei“, sagte Jens Brockmann (AfD). Zwar habe Güldner in seiner Rede auch Kritik an der Kirche geäußert – etwa zur langsamen Aufarbeitung von Missbrauchsfällen. Im Resolutionstext fehlten diese kritischen Anmerkungen jedoch, bemängelte Brockmann. Die enge Verquickung von Staat und Kirche schade beiden Institutionen und die „vermeintliche heile Einheit“ führe zu einem Schwinden der Kirchenmitglieder. Anstatt sich um Seelsorge zu kümmern, predige die Kirche einen „links-grünen Zeitgeist“ und betreibe parteipolitische Einflussnahme. In diesem Zuge forderte der AfD-Politiker, finanzielle Verbindung von Staat und Kirche endgültig zu kappen und die Staatsleistungen für die Kirchen abzulösen, um so langfristig Geld zu sparen. Der Kirchentag in Hannover wird auch aus öffentlichen Haushalten finanziert: Vier Millionen Euro kommen von der Stadt Hannover, sieben Millionen Euro vom Land Niedersachsen. 7,5 Millionen Euro wendet die Landeskirche Hannovers auf.
In Niedersachsens Landeshauptstadt laufen derweil die letzten Vorbereitungen für das Großereignis vom 30. April bis zum 4. Mai. In der Innenstadt werden zahlreiche Straßen und Plätze gesperrt, große Bühnen wurden bereits am Neuen Rathaus sowie auf dem Opernplatz aufgebaut. Dort werden am Mittwochnachmittag die Eröffnungsgottesdienste gefeiert. In der Innenstadt wird am Mittwochabend der „Abend der Begegnung“ veranstaltet, zu dem tausende Besucher erwartet werden.