TagesKolumne: Na, Schatzi!
Der Arbeitstag eines Spitzenpolitikers muss straff durchgetaktet sein. An diesem Mittwoch gab der Ablaufplan der Brüssel-Reise des Ministerpräsidenten einen Eindruck davon: 12:15 Uhr Mittagessen mit den niedersächsischen Mitgliedern des EU-Parlaments. Anschließend Sitzungsmarathon im Berlaymont: Séjourné, Roswall, Hoekstra, Dombrovskis, Šefčovič. Weiter zur Landesvertretung. Noch ein Gespräch. Dann endlich: Grünkohl.
Da bleibt nicht viel Zeit für ausschweifende Erklärungen. Ein Grund mehr, weshalb Politiker so auf Abkürzungen und Akronyme abfahren. In EU-Sprech sah das Weil-Programm wohl so aus: EP, GROW, ENV, CLIMA, ECFIN, TRADE, HOME, LVNDS. Unbestätigten Informationen zufolge standen diesem Duktus angepasst auf Weils Sprechzettel für sein Treffen mit Umwelt-Kommissarin Roswall auch bloß drei Buchstaben: WWW.
Hinter dieser Chiffre verbirgt sich – unserer kreativ-investigativen Deutung zufolge – nicht nur das World Wide Web, sondern auch Weils neue Wolfspolitik, über die am Mittwoch in Hannover angeregt nachgedacht wurde. In der Landespressekonferenz ließ Regierungssprecherin Anke Pörksen wissen, ihr Chef wolle künftig das Wolf-zu-Wild-Wechselverhältnis zur Grundlage von etwaigen „Managementplänen“ machen.
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Das war neu – und offenbar auch im parallel tagenden „Dialogforum Weidetierhaltung und Wolf“ (nennen wir es: DWW) noch nicht angekommen. Dort, sowie in den zuständigen Fachressorts, ging man nämlich noch immer davon aus, dass die Zahl der vom Wolf gerissenen Weidetiere den Ausschlag für einen vereinfachten Abschuss geben sollte. Na gut, WWW passt notfalls auch so.
In Hannover bliebt jedenfalls noch viel mehr Zeit für ausführliche Wortwechsel und auch die eine oder andere Liebkosung. Agrarministerin Miriam Staudte soll beispielsweise halbwegs verlässlichen Quellen zufolge ihren Kabinettskollegen Christian Meyer mit einem freundlichen „Na Schatzi“ begrüßt haben. Wie weiteres Nachdenken ergeben hat, war das allerdings nur ihr Vorschlag für den Kurztitel der neuen Förderrichtlinie, die die beiden anschließend vorgestellt haben.
Aus Sorge vor peinlichen Verwechslungen bei der zuständigen Behörde hat man sich dann aber dazu entschlossen, die „Richtlinie zur Förderung der Schaf- und Ziegenhaltung für Naturschutzzwecke“ nicht „NaSchaZi“, sondern doch bloß „SchaNa“ abzukürzen. Scha.de!
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In aller gebotenen Ausführlichkeit berichten wir heute über diese Themen:
- Justiz: Sind Richter im Fall G. befangen? Landgericht verwirft Selbstanzeige der Strafkammer
- Umwelt: Neue Prämie soll den Wolfsschutz bei Schafen und Ziegen deutlich vereinfachen
- Wirtschaft: „Schluss mit dem Prinzip Hoffnung“: Industrie fordert realistische Wasserstoffstrategie
GaLiGrü
Ihr Niklas Kleinwächter
Karrieren, Krisen & Kontroversen
Meilensteine der niedersächsischen Landespolitik
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