TagesKolumne: Im Norden sagt man Moin
Am Mittwochvormittag hallte wiederholt ein friedlich-freundliches Moin durch den Plenarsaal des niedersächsischen Landtags. Der Grund: Meta Janssen-Kucz, zuletzt Landtagsvizepräsidentin der Grünen, hat ihren Hut genommen und wurde feierlich verabschiedet. Dabei nahm die Langzeit-Abgeordnete aus Leer – vermutlich unbeabsichtigt – erstmals auch die AfD-Fraktion mit einer politischen Botschaft für sich ein. Janssen-Kucz betonte nämlich leicht pathetisch, die Muttersprache sei etwas identitätsstiftendes, das es zu schützen gelte. Applaus von allen Seiten.
Die selbstbezeichnete Plattdeutsch-Denk-und-Träumerin berichtete aus Anlass ihres Abschieds ausführlicher von ihrer Anfangszeit als Abgeordnete in Hannover, wo man ja bekanntlich fast das beste Hochdeutsch spricht, das man hören kann. „Moin“, so wusste sie zu berichten, vernahm man damals an den Straßen der Landeshauptstadt allerdings noch nicht so häufig. Inzwischen hat der norddeutsche Schnack das hannöversche „Gut‘n Tach“ in gewissen Kreisen erfolgreich abgelöst. Als ein Vorkämpfer dieser neuen Sitte darf unbestritten auch Niedersachsens Ministerpräsident genannt werden. Man übertreibt bestimmt nicht, wenn man Stephan Weils gelassenen Moin-Gruß als seinen wichtigsten Beitrag zur innerniedersächsischen Völkerverständigung wertet.
Beim Rundblick kennt man hingegen Menschen, die aus reiner Antipathie auf den Vier-Buchstaben-Gruß von der Nordseeküste gerne mit dem süddeutschen „Grüß Gott“ antworten. Und überhaupt scheint mehr als 30 Jahre nach dem Mauerfall der Nord-Süd-Konflikt die Stimmungslage in der Bundesrepublik wieder zutreffender zu beschreiben. Ein anderer Schluss blieb kaum zulässig für alle, die kürzlich den Bayerischen Ministerpräsidenten im Podcast-Gespräch bei den Table-Kollegen lauschen konnten.
Dass Söder sicher kein Freund von Robert Habeck mehr wird, ist längst bekannt. Dass er aber auch einen gewissen Groll aufs niedersächsische Kabinett hegt, machte er nun noch einmal mehr als deutlich. Warum ausgerechnet niedersächsische Standorte im Sommer so viel Fördergeld für den Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur erhalten haben, kann Atom-Söder noch immer nicht nachvollziehen – und nach wie vor nicht verknusen. Seine Theorie: Erstens hassen die Grünen Bayern und zweitens geben sie das Fördergeld aus der EU lieber dem Christian Meyer (Grüne!) in Niedersachsen oder dem Jan Philipp Albrecht (Grüne!!) in Schleswig-Holstein. „Ung‘recht!“, schmollt der CSU-Chef.
Vielleicht wollen Sie dem Söder so richtig eins auswischen und machen den Meyer deshalb jetzt zum „Niedersachsen des Jahres“? Die Chance hätten Sie jedenfalls hier:
Im Rundblick haben wir heute derweil diese Themen für Sie:
- Bildung: Eltern von Schulkindern fordern mehr Einsatz der Landesregierung gegen den Lehrermangel
- Wissenschaft: Mohrs erwartet Rückenwind durch die neue Konferenz der Wissenschaftsminister
- Wirtschaft: Am Mittellandkanal gibt es bald statt eines Kohlehafens eine Pommes-Fabrik von McCain
Im Norden sagt man nicht nur Moin, sondern auch Tschüss!
Ihr Niklas Kleinwächter
Karrieren, Krisen & Kontroversen
Meilensteine der niedersächsischen Landespolitik
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