Bis 2030 werden fünf Millionen Menschen mehr in den Ruhestand gehen als in den Arbeitsmarkt neu eintreten. Die geburtenstarken Jahrgänge verlassen aber nicht nur in Scharen die Berufswelt, sondern auch in Rudeln. Im Städtischen Klinikum Braunschweig geht demnächst – nach acht Jahren harter Arbeit – die hochqualifizierte Fachkraft Nox in Rente. Der Border Collie trat im Februar 2015 als bundesweit erster krankenhauseigener Therapiehund in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin seinen Dienst an.

So wie Nox auf der Homepage des Klinikums seinen Job beschreibt, klingt der zwar relativ einfach. "Ruhe ausstrahlen, meine kuschelige Schulter zum Anlehnen anbieten und den Kleinen mit meinen braunen Augen mitteilen: Alles ist gut", heißt es dort. Allerdings stellt der Therapiehund sein Licht schon ein bisschen unter den Scheffel, denn schließlich hat Nox eine aufwendige Berufsausbildung mit 400 Ausbildungsstunden vorzuweisen und wird jährlich geprüft.
Laut dem Braunschweiger Klinikum kostet die Qualifikation seines Nachfolgers insgesamt etwa 40.000 Euro, womit der Therapiehund vom Ausbildungsniveau vielen Zweibeiner überlegen sein dürfte. Wie das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) vor einigen Jahren ausgerechnet hat, kostet die Ausbildung eines menschlichen Azubis seinen Betrieb durchschnittlich nur etwa 21.000 Euro – inklusive Ausbildungsvergütung, Sozialabgaben, Kosten für Ausbildungspersonal, Lehrmaterial und Verwaltungsgebühren.

Klar ist: Nach Assistenzhund-Pionier "Nox" werden Fellnasen aus seinem Jahrgang folgen. Die Politik ist also gefragt, um den anderen Therapiehunden den Verbleib im Job so attraktiv wie möglich zu machen. Denkbar wären etwa eine reduzierte Hundesteuer, eine höhere Hinzuverdienstgrenze für Leckerlis in Altersteilzeit und notfalls auch das Streichen der Rente mit 63 Hundejahren.
Der Ruhestand von Therapiehund Nox ist allerdings noch eines der kleineren Probleme des Städtischen Klinikums Braunschweig, wie Sie im heutigen Rundblick erfahren werden. Aufsichtsratschef Christian
A. Geiger beschreibt den finanziellen Zustand des Maximalversorgers als klamm, was Grund zur Besorgnis und für eine Klinikreform sein dürfte.
Bei den niedersächsischen Grünen ist indes finanziell alles in Ordnung. Beim Landesparteitag in Osnabrück sprach der Bundesvorsitzende Omid Nouripour dafür andere Defizite an, um die Delegierten aufzurütteln. Wenn der derzeitige Abwärtstrend so weiter geht, wird man auch in der Grünen-Landesgeschäftsstelle künftig einen Therapiehund zum Ankuscheln und Trösten brauchen.
Und dann ist da noch Umweltminister Christian Meyer, der im Landtag wieder einmal für seine Wolfspolitik Rede und Antwort stehen musste. Dabei wurde unter anderem über wolfsabweisende Zäune oder schnellere Wolfsabschüsse nach Nutztierrissen diskutiert – nicht aber über Herdenschutzhunde. Wir sehen das als weiteres Indiz dafür, wie groß der Fachkräftemangel in der Hundearbeitswelt ist.
Einen tierisch guten Start in die Woche wünscht
Ihr Christian Wilhelm Link