Die sprachbasierte Künstliche Intelligenz sagt nicht, was wahr ist, sondern was wahrscheinlich ist. Sie wurde nicht darauf trainiert, gut zu recherchieren und dann Fakten zu liefern. Was sie gelernt hat, ist lediglich, die Wahrscheinlichkeit für das folgende Wort zu berechnen. Damit kann man zwar Sätze bauen und inzwischen sogar Gespräche führen. Aber nicht immer die Wahrheit abbilden.
Wie irrig die Antworten der KI mitunter sein können, stellte ich kürzlich bei einer eigenen Recherche fest. Als ich Google fragte, wie viele Mitglieder die hannoversche Landessynode habe, gab mir Gemini die Antwort: 260. Die Zahl lag so weit daneben, dass mir der Fehler sofort ins Auge stach. Ein paar Tage später antwortete mir die Google-KI dann übrigens auf dieselbe Frage, die Synode habe 114 Mitglieder. Wir nähern uns immer weiter an, liegen aber dennoch falsch. Laut Website der Landeskirche Hannovers sind es 79 Mitglieder, davon sind 66 gewählt, zwölf berufen und ein Mitglied ist dies qua Amt.
Besonders herausfordernd für Künstliche Intelligenzen dürften Zeiten des politischen Umbruchs sein. Bundeskanzler … Friedrich Merz. Nach zwei Wochen setzt sich diese Wortfolge allmählich in der Großhirnrinde fest. Die Umprogrammierung fällt allerdings auch deshalb leichter, weil sich die Wortfolge „Bundeskanzler Olaf Scholz“ ja gar nicht über so viele Jahre einprägen konnte. Man stelle sich mal vor, wir hätten wieder eine Bundeskanzlerin bekommen – diese Domain wird wohl wegen der bisherigen Singularität des Ereignisses noch lange für Angela Merkel reserviert sein.

Nun aber das: Ministerpräsident … Olaf Lies. Da muss sogar Olaf Lies selbst noch genau aufpassen. Als Landtagspräsidentin Hanna Naber den Herrn Ministerpräsidenten kurz nach seiner Wahl fragte, ob er bereit sei, dem Landtag sein Kabinett vorzustellen, sorgte eine kleine Verzögerung für Heiterkeit. Am Rednerpult sagte der Ministerpräsident dann: „Ich muss mich noch einen Moment dran gewöhnen, weil … wenn Sie das sagen, gucke ich immer noch Stephan Weil an. Aber ich denke, das wird sich dann ändern.“
Geändert hat sich an diesem Mittwoch die Tonlage zwischen der oppositionellen CDU-Fraktion und der rot-grünen Koalition. Wenn Olaf Lies Rot-Grün will, dann soll er das bekommen, sagte CDU-Fraktionschef Sebastian Lechner sinngemäß. Er werde schon sehen, was daraus wird, wenn Grünen-Fraktionschef Detlev Schulz-Hendel oder Hannover-OB Belit Onay in offene Opposition zum neuen Regierungschef treten. Im Notfall dann wieder eine Zusammenarbeit mit der CDU? So nicht, Herr Ministerpräsident Lies!
Vielleicht bastelt ja Gemini im Hintergrund schon an einer neuen Wortfolge. Nach Herausforderer kommt dann: Sebastian Lechner.
So sicher wie das Amen in der Kirche ist diese Reihenfolge: Nach der Kolumne kommen die Inhalte. Hier sind unsere Themen:
In der Gewohnheit ruht das einzige Behagen des Menschen, wusste schon Goethe. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen behaglichen Donnerstag!
Ihr Niklas Kleinwächter