Ich denke, ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass dieser Termin meinen Kollegen beim Rundblick ein Dorn im Auge ist. Denn sie sind nicht eingeladen. Einmal im Jahr, zum Internationalen Frauentag, lädt die Landtagspräsidentin Hanna Naber Frauen aus Verbänden und Organisationen in Niedersachsen und eben auch aus den Redaktionen ein, um über ein gleichstellungspolitisches Thema zu diskutieren – und anschließend miteinander anzustoßen. Nur Frauen. Darf man das im 21. Jahrhundert?
 
Erstmal sei hier darauf hingewiesen, dass dabei keine Posten oder Boni verteilt werden oder Entscheidungen getroffen, die am Ende alle betreffen. Ja, so etwas geschieht auch im 21. Jahrhundert noch in reinen Männerrunden. Habe ich mir sagen lassen, ich war ja nicht dabei. Wir Frauen wollten nur reden. Wahrscheinlich hätte keine der Teilnehmerinnen etwas dagegen, wenn auch Männer sagen würden: Wir möchten uns mal ganz unter uns über Gleichstellung unterhalten. Hand aufs Herz, liebe Leser: Würden Sie hingehen?
 
Und, meine Herren, seien Sie beruhigt: Es passiert hier genau das gleiche wie immer. Jemand redet noch, wenn die anderen längst zum Buffet wollen. Jemand redet weiter, wenn die anderen längst den Punkt verstanden haben. Und nur, weil man hier nicht mit dem Vorwurf „Mansplaining!“ arbeiten kann, heißt das nicht, dass Frauen sich nicht oft und gerne gegenseitig kritisieren.
 
In diesem Jahr allerdings geschah doch etwas, was Wasser auf die Mühlen der Kollegen sein dürfte: Ein Mann war als Redner eingeladen. Oder lassen Sie es mich plakativ sagen: Wir wurden durch einen Mann ersetzt! Der hannoversche Journalist Kristian Teetz analysierte feuilletonistisch-geistreich den Stand der Dinge in Sachen Gleichstellung. Er präsentierte keine exklusiven Forschungsergebnisse oder investigative Recherchen. Was er über das Thema weiß, wissen auch alle anderen, die dort sitzen. Beschleicht einen da nicht dieser Verdacht: Er hat den Job nur bekommen, weil er ein Mann ist!

Close-up image of man enjoying moment for himself and filling diary after difficult day
Symbolfoto: DragonImages via GettyImages


Und warum erzählt er nichts Persönliches, wie es ihm so geht als Mann mit dem Feminismus und den widersprüchlichen Rollenerwartungen? So haben sich Frauen immerhin jahrhundertelang ihren Platz in der Kulturgeschichte ermogelt: Haben ihr Herz ausgeschüttet in Briefen und Tagebüchern, haben Autobiografien geschrieben und Selbstporträts gemalt, wenn sie keinen Zugang zu anderen Themen bekamen. Aber Kristian Teetz schüttet sein Herz nicht aus, er steht einfach da vorne und macht seinen Job. Meine Herren, I feel you! So muss es sich anfühlen, wenn Frauen dort landen, wo Männer immer sich und ihresgleichen gesehen haben.
 
Keine Sorge, im heutigen Rundblick geht es in dieser Hinsicht weiter wie gewohnt. Oder hatten Sie etwa erwartet, dass Marie-Agnes Strack-Zimmermann jetzt den FDP-Vorsitz übernehmen würde? Außerdem haben wir noch diese Themen für Sie:

  • Wirtschaftsminister Olaf Lies bricht eine Lanze dafür, das Deutschlandticket zu verstetigen.
  • Die Deutsche Bahn baut, der Schienenverkehr in Niedersachsen ächzt. Eine Taskforce soll helfen.
  • Der AfD-Landesvorstand bekommt mehr Macht, doch das gefällt nicht jedem.

Kommen Sie gut in die neue Woche!
Ihre Anne Beelte-Altwig