Es gab eine Zeit, da wurde ein Auto nur zugelassen, wenn der Halter oder die Halterin nachweisen konnte, über einen Stellplatz zu verfügen. Die „Reichsgaragenordnung“ von 1939 sah vor, dass jede neu gebaute Wohnung eine Garage haben musste. Niemand wäre auf die Idee gekommen, seinen Ford Taunus einfach am Straßenrand zu parken. Nach 1945 wurde die Reichsgaragenordnung kurzerhand in „Stellplatzverordnung“ umbenannt – und der Autoboom ging weiter. Doch bald merkte man, dass die Verkettung von Auto und Stellplatz der Motorisierung der Deutschen im Weg stand, und ließ die Vorschrift leichten Herzens sausen. Was das Ergebnis ist, brauche ich Ihnen nicht zu erklären – zumal, wenn Sie zu denen gehören, die jeden Abend mit zunehmender Verzweiflung um den Block kurven.

Mittlerweile ist es so, dass Niedersachsen Wohnungen noch nötiger braucht als Parkplätze. Deswegen ist die Regierungskoalition mit dem Versprechen angetreten, Anfang 2024 mit einer Landeswohnungsgesellschaft an den Start zu gehen. Ich will Sie jetzt nicht in Panik versetzen, wenn Sie Ihr Silvestermenü noch nicht geplant haben, aber: Das ist so gut wie übermorgen. Im Koalitionsvertrag waren noch vollmundig 40.000 landeseigene Wohnungen angekündigt. Mittlerweile ist das Wirtschaftsministerium bescheidener geworden und geht von erstmal 1.700 Wohnungen aus, die sich mit dem Startkapital entwickeln lassen. In den nächsten Wochen, prophezeit Klaus Wallbaum, wird sich das Schicksal der Landeswohnungsgesellschaft entscheiden. Welche Hindernisse noch auftauchen können, welche Gegner und welche Verbündeten, erklärt er Ihnen im heutigen Rundblick. Außerdem haben wir für Sie:
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Die Gründung der Landeswohnungsgesellschaft ist nicht die einzige Herausforderung, die Olaf Lies in den nächsten Wochen erwartet. Es wird damit gerechnet, dass er demnächst auch diverse Auflagen kippen wird, die dem Bau neuer Wohnungen im Weg stehen. Bürokratieabbau klingt erstmal super – aber was heißt es für eine alternde Gesellschaft, wenn an der Barrierefreiheit gespart wird? Und hier kommen auch die Parkplätze wieder ins Spiel. Vermieter sollen nämlich von der Pflicht befreit werden, Stellplätze zu schaffen. Heißt das, dass alle Mieter weiter nach dem Gesetz des Dschungels parken werden? Wir halten Sie auf dem Laufenden!
Ich wünsche Ihnen die Parklücke, die Sie heute brauchen!
Ihre Anne Beelte-Altwig