29. Juni 2025 · 
MeldungFinanzen

Tablets, Kommunalgeld, Brücken: Das Land schnürt ein Ausgabenpaket für 2026

Vor allem Investitionen stehen im Vordergrund, wenn die Landesregierung am 30. Juni ihren Etatentwurf für 2026 vorstellt. Neue Schulden dürften auch geplant werden.

Ministerpräsident Olaf Lies spricht kurz vor Start der Haushaltsklausur mit dem Landesvorsitzenden des Beamtenbundes, Alexander Zimbehl. | Foto: Wallbaum

Es sollen zwei intensive Tage sein, an denen sich die Ministerrunde unter Regierungschef Olaf Lies seit Sonntag in den Räumen des Landessportbundes über die Schwerpunkte der Politik im nächsten Jahr austauschen will. Es geht um die Grundzüge des Haushaltsplans 2026. Größere Sparaktionen und Streichprogramme sind, wie es heißt, nicht zu erwarten. Da die Finanzlage gleichwohl nicht rosig ist, bleiben aber die Kürzungsauflagen, die jedes Ministerium bringen muss, bestehen. Daneben allerdings dürfte es Beschlüsse über kräftige Mehrausgaben für Investitionen geben – und die sind vor allem eine Folge der großzügigen Beschlüsse des Bundes. Vom 500-Milliarden-Investitionspaket dürfte Niedersachsen 2026 im Umfang von gut 800 Millionen Euro profitieren können - und die nächsten elf Jahre fließt dann ein Betrag in ähnlicher Höhe. Hinzu kommen 2026 noch 600 Millionen Euro aus dem Jahresabschluss des Landes von 2024, die schon von Lies‘ Vorgänger Stephan Weil den Kommunen versprochen wurden. In Schulgebäude, Verwaltungsbauten, Brücken und Sportstätten oder Bibliotheken kann das Geld fließen. Soweit es über die Kommunen verteilt wird, dürfte es großzügige Regeln über das „Kommunalfördergesetz“ geben. Das heißt: Im wesentlichen wird das Geld nach Einwohnern verteilt, strenge Kontrollen über die geplante Verwendung gibt es nicht, weitgehend wird der Entscheidungsfreiheit der Kommunalpolitiker vertraut. Daneben wird auch noch mit einer Aufstockung des „Kommunalen Finanzausgleichs“ gerechnet. Der Wunsch danach war jüngst vom Landkreistag überdeutlich vorgetragen worden.

Die Spitzen der DGB-Gewerkschaften überreichen Ministerpräsident Lies am Sonntag ein Positionspapier. | Foto: Wallbaum

Noch wird viel spekuliert, was noch alles zu den Mehrausgaben gehören kann:

  • Uni-Kliniken und Messe: Der Krankenhaus-Investitionsetat des Landes wird entlastet, da der Bund an den Klinik-Investitionen der Länder einen größeren Eigenanteil leistet. Das könnte dazu führen, dass perspektivisch die Investitionssumme für die Großprojekte Medizinische Hochschule in Hannover und Uni-Medizin in Göttingen aufgestockt wird, womöglich um annähernd eine Milliarde Euro. Über die Kapitalaufstockung für die Hannover-Messe wird auch spekuliert, das könnte der Auftakt für die Sanierung einiger der dortigen Hallen sein.


  • Neue Schulden: Das Land wird künftig nach der Grundgesetzänderung die Chance haben, jährlich rund 1,4 Milliarden Euro neue Schulden aufzunehmen. Zum Ausgleich der Steuerausfälle und der strukturellen Unterfinanzierung des Landes soll das genutzt werden, die Rücklagen von mehr als 4 Milliarden Euro will Finanzminister Gerald Heere (Grüne) dafür offenbar nicht antasten – obwohl der Rechnungshof erst am Freitag noch einmal dazu appelliert hat, vorrangig eigene Mittel zu nutzen, bevor man zu neuen Krediten greift.


  • Hafen-Investitionen: Der Planfeststellungsbeschluss für das Ems-Sperrwerk muss erneuert werden – zumindest mit Blick auf die geplante Entschlickung der Ems, die im Masterplan vereinbart wurde. Das Sperrwerk ist für die Meyer-Werft wichtig, da erst das Anstauen der Ems die Überleitung der Kreuzfahrt-Riesen an die Nordsee ermöglicht. Eine radikale Entschlickung könnte aber negative Folgen für den Autoexport von VW haben, weil mehrere Liegeplätze im Emder Hafen dann vermutlich nicht mehr nutzbar wären. Zum Ausgleich soll nun, finanziert durch das niedersächsische Umweltministerium, ein neuer „Großschiff-Liegeplatz“ in Emden für 70 Millionen Euro entstehen – geplant bis 2027. Diskutiert wird aber, ob daneben noch weitere solche neuen Liegeplätze nötig wären, damit VW wie gewohnt die produzierten Autos verschiffen kann. Das Land könnte also gezwungen sein, weitere Investitionsmittel bereitzustellen. Für Cuxhaven, Wilhelmshaven und Stade werden ebenfalls weitere Hafen-Investitionen diskutiert.


  • Tablets für Schüler: Für den ersten Jahrgang Klasse 7 soll es im Jahr 2026 Tablets geben. Es kann ein Kauf- oder Leasing-Modell geben. Womöglich wird das Land aktiv, womöglich wird die Aufgabe auch den Kommunen übertragen. Spannend wird sein, wie die regelmäßige Pflege und Wartung organisiert werden soll. Kosten in dreistelliger Millionenhöhe sind zu erwarten. Diesen Plan hatte Ministerpräsident Lies schon in einem Interview angekündigt, das jedoch beim zuständigen Kultusministerium eher reserviert aufgenommen wurde. Das deutet darauf hin, dass die Details dieses Plans lange Zeit regierungsintern noch nicht abgesprochen gewesen waren.


  • Rechnungshof mahnt: Kurz vor dem Auftakt der Klausurtagung hatte der Rechnungshof mehrere Mahnungen ausgesprochen: Die Landesregierung solle die rund 30 Stellen, die beim Aufbau des Europaministeriums nach 2017 geschaffen wurden, jetzt nach Auflösung des Ministeriums wieder streichen. Das sei noch nicht geschehen. Außerdem brauche das Innenministerium ein Durchgriffsrecht auf alle Ministerien bei der Digitalisierung, auch das stehe noch aus. Schließlich sei die Schließung von 14 Standorten der Katasterverwaltung, bei der Holzminden und Helmstedt verschont wurden, nur halbherzig. Es müssten 17 Standorte wegfallen, wie zunächst von einer Expertengruppe empfohlen worden war.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #120.
Klaus Wallbaum
AutorKlaus Wallbaum

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