SPD: Licht in Cuxhaven, Schatten in Aurich und Holzminden
Schon seit Wochen, ja Monaten witterte die niedersächsische SPD, dass dieser 26. Mai wohl kein großer Freudentag werden würde. Die bundesweiten Umfragen deuteten das schwache Abschneiden bei der Europawahl schon seit langem an. Und so kam es dann ja auch. Aber die SPD wollte ein Zeichen dagegen setzen – nämlich wenigstens ein paar Überraschungserfolge bei den Direktwahlen der Oberbürgermeister und Landräte.
Am Beispiel der Stadt Cuxhaven ist dies dann auch fulminant gelungen, obwohl es zu Beginn der Auszählungen noch nicht so ausgesehen hatte. Uwe Santjer, Sozialpädagoge und bisher Fraktionsvize der SPD im Landtag, schlägt mit rund 52 Prozent den parteilosen, von der CDU gestützten Harald Zahrte, bislang Samtgemeindebürgermeister in Hadeln. Santjer, der Volkstribun, war massiv von der Landespartei unterstützt worden – und sein Erfolg zählt als Punktsieg für die Sozialdemokraten in einer bisherigen CDU-Hochburg gleich doppelt. Denn auch Landrat Kai-Uwe Bielefeld (65) wurde im Amt bestätigt. Er wurde diesmal von der SPD gestützt, nachdem sich die CDU mit ihm überworfen hatte – aber ihr neuer Bewerber Frank Berghorn unterlag deutlich mit rund 36 Prozent.
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Aber der sozialdemokratische Doppelerfolg in Cuxhaven kann einige andere herbe Niederlagen nicht verdecken. Die SPD, sonst bei Bürgermeister- und Landrätewahlen durchaus sehr geschickt, offenbart einige eklatante Schwächen: Die „rote Hochburg“ im Kreis Holzminden stürzt ein, Landrätin Angela Schürzeberg trat nicht mehr an, die von SPD, Grünen und Unabhängigen gestützte Kandidatin Margrit Behrens-Globisch verliert gegenüber dem von CDU und FDP aufgestellten Michael Schünemann, bisher Leiter der Gebäudewirtschaft.
Bittere Niederlage in der SPD-Herzkammer Aurich
Noch schlimmer ist das SPD-Ergebnis in ihrer Herzkammer, dem Landkreis Aurich, einer Gegend, in der die Streitigkeiten um die Rolle des umstrittenen Landtagsabgeordneten Jochen Beekhuis seit Wochen die Parteiarbeit aufzehren. Neuer Landrat wird der parteilose, von der CDU gestützte Olaf Meinen (53,5 Prozent), bisher Bürgermeister von Großefehn. Amtsinhaber Harm-Uwe Weber (SPD) landet abgeschlagen bei 32 Prozent. In Wilhelmshaven wollte die SPD eigentlich ihrem massiv geförderten OB-Bewerber Niels Weller zum Sieg verhelfen, doch in der Stichwahl siegt mit 53,6 Prozent der parteilose Carsten Feist, bisher Jugendamtsleiter. Im ersten Wahlgang vor zwei Wochen war Feist schon ein Überraschungscoup gelungen – für ihn war das eine Zwischenstation zum Sieg.
Aber: Altgediente SPD-Verwaltungschefs werden auch souverän wiedergewählt
Mehrere altgediente Verwaltungschefs der SPD schaffen hingegen souverän die Wiederwahl, oft auch, weil die CDU keinen Gegenkandidaten präsentierte. Das gilt für die Landräte Sven Ambrosy (Friesland), Peter Bohlmann (Verden) oder den parteilosen Detlev Kohlmeier (Nienburg). Auf CDU-Seite gilt ähnliches für Cord Bockhop (Diepholz) und Heiko Blume (Uelzen). Neuer Landrat im Emsland wird souverän Marc-Andre Burgdorf (CDU) mit knapp 60 Prozent, seine SPD-Herausforderin Vanessa Gattung kommt auf rund 30 Prozent.
Aber schon in der Nachbarschaft, wo die CDU bisher erfolgsverwöhnt war, fällt es ihr jetzt erkennbar schwer. Im Kreis Osnabrück wurde Landrat Michael Lübbersmann (CDU) von drei Gegenkandidaten herausgefordert. Aber nicht Frank Vornholt, der sich stark in einer Bürgerinitiative engagierte, kann den Amtsinhaber in die Stichwahl zwingen. Dies gelingt vielmehr der Grünen-Kandidatin Anna Kebschull, Inhaberin von Nachhilfeschulen und Kommunalpolitikerin.
Stichwahlen in der Grafschaft Bentheim und in Lüneburg
In der benachbarten Grafschaft Bentheim müssen Uwe Fietzek (CDU) und Volker Pannen (SPD) in die Stichwahl. In Lüneburg kommt es in zwei Wochen zur Entscheidung zwischen CDU-Mann Jens Böther und dem SPD-Kontrahenten Norbert Meyer. Fast hätte es die Grünen-Kandidatin Erika Romberg, ehemalige Berliner Staatssekretärin, in die Stichwahl geschafft. Die Wahl wird spannend, weil das rot-grüne Potenzial zusammen stärker ist als das der Konservativen. Bisher hatte der Sozialdemokrat Manfred Nahrstedt die Geschäfte im Lüneburger Landratsamt geführt.
Ein paar spannende Einzelergebnisse fallen auch auf: In Bad Harzburg bleibt Bürgermeister Ralf Abrahms (Grüne) mit mehr als 60 Prozent im Amt, sein SPD-Gegenkandidat kommt auf rund 40 Prozent. In Gifhorn erreicht Bürgermeister Matthias Nerlich (CDU) ebenfalls 60 Prozent – trotz dreier Gegenkandidaten. In Königslutter siegt SPD-Kandidat Alexander Hoppe, in Winsen holt Andre Wiese (CDU) mit 54,7 Prozent gegen die frühere Grünen-Landtagsabgeordnete Susanne Menge.
Die Stader Bürgermeisterin Silvia Nieber (SPD) muss sich in zwei Wochen in der Stichwahl gegen Sönke Hartlef (CDU) messen lassen. In Rastede (Kreis Ammerland) stehen sich dann Lars Krause (SPD) und Alexander von Essen (CDU) gegenüber.
Überraschungserfolg in der Region Hannover
In der Region Hannover kann die SPD einen Überraschungserfolg verbuchen, in Sehnde besiegt ihr Kandidat Olaf Kruse klar den Amtsinhaber Carl-Jürgen Lehrke von der CDU. Stichwahlen gibt es aber in anderen Städten – in Neustadt stehen sich dort dann Christina Schlicker (SPD) und Dominic Herbst (Grüne) gegenüber, in Burgdorf Armin Pollehn (CDU) und Matthias Paul (SPD), in Lehrte Klaus Sidortschuk (SPD) und Frank Prüße (CDU). (kw)