19. Mai 2016 · 
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SoVD listet im „Schwarzbuch sozial“ Ungerechtigkeiten auf

(rb) Hannover. Todgeweihte sollen zur Reha, damit sie bald wieder arbeiten können; eine junge Frau mit Behinderung bekommt ihre Fahrtkosten zum Studienort nicht erstattet; ein Fitness-Studio kündigt einem Blinden, weil dieser angeblich andere Kunden stört: Das sind nur drei Beispiele aus dem Schwarzbuch „So gemein ist Niedersachsen“, das der Sozialverband SoVD am Mittwoch in Hannover vorstellte. Mehr als 20 „himmelschreiende Ungerechtigkeiten“ listet die Organisation darin auf. „Niedersachsen geht es gar nicht gut“, kritisierte der 2. SoVD-Landesvorsitzende Bernhard Sackahrendt. Vor allem Kranken- und Pflegekassen hätten oft nur ihre eigene Bilanz im Auge, nicht aber die Interessen ihrer Mitglieder. So würden Therapieaussichten schlechtgeredet oder bestimmte Medikamente verweigert. Dabei handele es sich keineswegs um Einzelschicksale: Von den 315 Gutachten der Medizinischen Dienste der Krankenkassen (MDK), gegen die die Betroffenen 2015 mit Hilfe des Verbandes Widerspruch eingelegt hätten, seien 149 gekippt worden, berichtete SoVD-Geschäftsführer Dirk Swinke. Eine systematisch böse Absicht wollte er den Krankenkassen allerdings nicht unterstellen. „Die MDK sind mangels ausreichenden Personals oft überfordert und entscheiden dann nur nach Aktenlage.“ 2015 hat der SoVD, der mit mehr als 275 000 Mitgliedern die größte Sozialorganisation in Niedersachsen ist, nach eigenen Angaben 27 Millionen Euro an Einmalzahlungen und sieben Millionen Euro an laufenden Leistungen für die Betroffenen herausgeholt. So erstattete die AOK einer Brustkrebs-Patientin 38 600 Euro für eine Immuntherapie. Zunächst hatte sich die Kasse geweigert, weil es keine Hinweise auf deren Wirksamkeit gebe. Bei der 50-Jährigen schlug sie jedoch an, die AOK gab auf Widerspruch nach. Erfolge verzeichnete der SoVD laut Schwarzbuch auch beim Krankengeld für einen Gabelstaplerfahrer und den Behandlungskosten für eine Frau aus Herzberg, die an einer seltenen Hautkrankheit leidet. Stur blieb trotz Intervention bislang dagegen das Fitness-Studio in Hannover, das einem Erblindeten mit den Worten „Wir legen keinen Wert auf Ihre Mitgliedschaft“ aus den Vertrag geworfen hatte. Dies sei ein klarer Verstoß gegen die UN-Behindertenrechtskonvention, kritisierte der SoVD und kündigte an, in ganz Niedersachsen die Inklusion in den Fitness-Studios zu überprüfen.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #95.
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