16. Apr. 2020 · 
Bildung

So öffnet Niedersachsen die Schulen

Niedersachsen macht sich in kleinen Schritten auf den Weg, die Schulen wieder zu öffnen. „Wir haben den Wunsch, dass wir alle Jahrgänge wieder in die Schule zurückholen können. Ob das machbar ist, können wir noch nicht abschließend sagen“, sagte Kultusminister Grant Hendrik Tonne am Donnerstag in Hannover. Man starte nun schrittweise in eine neue Phase, in der noch nicht wieder „Normalität einziehen“ wird, wie Tonne betonte. „Wir werden die Möglichkeiten bieten, Schule wieder stattfinden zu lassen. Man darf aber nicht die Erwartungshaltung haben, dass das wieder eine ‚Vor-Corona-Realität‘ wird.“ Bevor die Schulen wieder öffnen, sollen Schüler ab dem 22. April verbindlich von zuhause aus lernen, dazu gehören Tonne zufolge auch angeleitete Prüfungsvorbereitungen. Die Kommunikationswege und weitere Empfehlungen erhielten die Schulen derzeit, erklärte der Kultusminister. Wenn ein Schüler zuhause nicht lernen könne, werde ihm Unterstützung angeboten, einmal wöchentlich müsse es eine Sprechstunde des Klassenlehrers für die Schüler der Klasse geben.

Schüler kommen erst nach und nach zurück

Am 27. April öffnen die Schulen wieder für die Abschlussklassen, betroffen sind die 13. Klassen, die Abitur schreiben, sowie die Schüler der neunten und zehnten Klassen, die ihre Abschussprüfung ablegen.  Die Abitur- wie auch alle anderen Abschlussprüfungen sollen unter Einhaltung der Hygienevorgaben des Robert-Koch-Instituts stattfinden. Am 4. Mai kehren die 4. Klassen wieder in die Grundschule zurück. Am 11. Mai kommen die 12. Klassen hinzu. Am 18. Mai sollen sowohl die neunten und zehnten als auch die dritten Klassen wieder in die Schule gehen. An diesem Tag soll es auch eine Zwischenbilanz des Fahrplans geben. https://soundcloud.com/user-59368422/homeoffice-podcast-mit-laura-pooth-und-florian-bernschneider Für den Zeitraum von Ende Mai bis Mitte Juni ist dann vorgesehen, die verbleibenden Jahrgänge nach und nach in die Schulen holen – „wenn es die Lage zulässt“, schränkte Tonne ein. Er wünsche sich, in diesem Schuljahr wieder alle Kinder an die Schulen zurückholen zu können. Ob das machbar sei, könne man derzeit nicht sagen.

Halbe Klassen, gestaffelte Pausen, kein Sport

Um die Klassen möglichst klein zu halten, sollen Lehrkräfte lediglich jeweils nur halbe Klassen unterrichten. Ein Teil der Klasse wird also zuhause sein, der andere Teil in der Schule, damit werde auch die Schülerbeförderung entlastet. Einen Mehraufwand an Lehrern gebe es also nicht. Pausenzeiten sollen entzerrt werden. Es gibt nicht mehr „die eine große Pause“, sagte Tonne. Wichtig sei, dass es keine gemischten Klassen mehr gebe. Die Lerngruppen sollten homogen bleiben. Arbeitsgemeinschaften, fächerübergreifende Projekte oder Wahlpflichtangebote könnten nicht stattfinden – denn die Gefahr einer „Mischung“ sei, dass das Ansteckungsrisiko steigt. Zugleich soll die Notbetreuung „spürbar“ ausgeweitet und werden, man wolle dafür die Härtefallregeln lockern, hieß es. Schülern, die selbst oder deren Angehörige zur Risikogruppe gehören, ist es überlassen, ob sie am Präsenzunterricht teilnehmen wollen. Sportunterricht wird nicht stattfinden. https://www.youtube.com/watch?v=K5mlRGDOWp0 Eine Ausnahme bildet hier die Oberstufe, aber nur dort, wo das Fach Sport abiturrelevant ist. Hier soll der Unterricht vor allem auf Theorie begrenzt werden. Tonne kündigte ein angepasstes Hygienekonzept für die Schulen an, um den Infektionsschutz und die Hygiene- und Abstandsregeln besser einhalten zu können. „Die Hygienevorschriften sind das A und O“, erklärte der Kultusminister. Da am Ende die Schulträger die Hygienemaßnahmen vor Ort umsetzen müssen und auch dafür verantwortlich seien, soll das Konzept mit den kommunalen Spitzenverbänden abgestimmt werden. Kurzfristig werde das Kultusministerium einen Musterhygieneplan zur Verfügung stellen.

Grüne fordern: in diesem Jahr kein Sitzenbleiben

Die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Julia Hamburg, forderte, das Sitzenbleiben in diesem Jahr auszusetzen.  „Vor dem Hintergrund, dass derzeit nicht klar ist, wann welche Klasse wieder die Schulen besuchen wird, ergibt ein Sitzenbleiben in diesem Jahr keinen Sinn“, sagte Hamburg. Schließlich habe der Kultusminister auch gesagt, dass niemand bei der Versetzung benachteiligt werden solle. Zudem müssten Eltern von kleinen Kindern besser entlastet werden. Die Notbetreuung gehöre nach und nach immer weiter ausgeweitet, um möglichst viele Kleingruppen anzubieten. Ebenfalls möglich sei eine kontrollierte Öffnung von Spielplätzen oder das Zulassen von Betreuungsgemeinschaften, bei denen zwei oder drei feste Familien sich die Betreuung teilen. Der Verband Deutscher Realschullehrer in Niedersachsen (VDR) sieht die Öffnung der Schulen derweil kritisch. Es gebe große Fragezeichen zur realen Umsetzung, erklärte der Vorsitzende Torsten Neumann. Die notwenigen Hygiene- und Schutzmaßnahmen ließen sich beim besten Willen in dieser kurzen Zeit kaum verwirklichen. „Es gibt Schulen, die in den Klassenzimmern gar keine Waschbecken mehr haben. Von warmen Wasser selbst auf Toiletten können die meisten Schulen nur träumen“, so Neumann. Der sanitäre Zustand lasse ebenfalls oftmals zu wünschen übrig, so schnell könne kein Schulträger die sanitären Anlagen sanieren oder ergänzen.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #073.
Niklas Kleinwächter
AutorNiklas Kleinwächter

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