Sind die Abitur-Termine unfair verteilt? Kultusministerium sieht keinen Spielraum

An diesem Montag beginnen in Niedersachsen die schriftlichen Abiturprüfungen. Rund 31.500 Schüler werden in den kommenden Wochen an 458 Schulen ihre Abschlussarbeiten in den vier schriftlichen Prüfungsfächern schreiben. Den Anfang macht am ersten Prüfungstag das Fach Erdkunde, am sechzehnten und letzten Tag der schriftlichen Abiturprüfungen steht Französisch auf dem Plan, am 14. Mai. Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) wünschte am Freitag in einer Mitteilung allen Prüflingen viel Erfolg. „Die Abiturprüfungen sind anspruchsvoll und verlangen von den Schülerinnen und Schülern eine gute Vorbereitung und Durchhaltevermögen“, erklärte Hamburg. „Ich wünsche ihnen, dass sie ihre gesteckten Ziele erreichen und sich ihre Anstrengungen auszahlen werden.“ Hamburg betonte die gute Vorbereitung durch Lehrkräfte und Schulen, die zum Gelingen beitragen würden.
Im Vorfeld der diesjährigen Abiturprüfungen hatte sich der Landesschülerrat Niedersachsen kritisch zu der Verteilung der Prüfungstermine geäußert. Man sei „enttäuscht über die enge und unausgewogene Setzung der Abiturtermine“. Die Schülervertreter störten sich insbesondere daran, dass Prüfungen zu Fächern, die häufig zusammen angewählt würden, zu nah beieinander liegen. „Das bedeutet für viele Abiturienten eine extreme Belastung, da ihnen kaum Zeit bleibt, sich angemessen auf die einzelnen Prüfungen vorzubereiten“, heißt es in einer Mitteilung des Landesschülerrats. „Es ist frustrierend, wenn man sich bewusst für Fächer entscheidet, die gut zusammenpassen, und dann feststellen muss, dass man dadurch zeitlich unter enormen Druck gerät“, kritisierte die stellvertretende Vorsitzende des Gremiums, Liv Grohn. Ihr Vorstandskollege Eduard Hillgert, der wie Grohn auch in diesem Jahr sein Abitur schreibt, führte zudem ins Feld, dass weniger Raum für „unvorhergesehene Ereignisse“ bleibe. „Krankheitsfälle oder persönliche Krisen können unter diesen Umständen zu einem ernsthaften Problem werden, da eine Verschiebung von Prüfungen kaum möglich ist, ohne dass sich dies massiv auf die gesamte Prüfungsphase auswirkt“, schreiben die Schülervertreter in ihrer Mitteilung.
Im Kultusministerium habe man die Kritik zur Kenntnis genommen, teilte Sprecherin Britta Lüers auf Rundblick-Nachfrage mit und wies darauf hin, dass die Prüfungstermine bereits vor zwei Jahren festgelegt und kommuniziert worden seien. In der gesamten Zeit habe es keinerlei Kritik an dem Zeitplan gegeben. Über sieben der sechzehn Prüfungstermine könne Niedersachsen zudem gar nicht frei verfügen. Für die Abiturprüfungen in den Fächern Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch sowie neuerdings auch Biologie, Chemie und Physik gelten die Standards der Kultusministerkonferenz. Weil für diese Fächer je die Hälfte der Prüfungsaufgaben aus einem bundesweiten Pool stammen, müssen folglich auch die Prüfungstermine bundesweit einheitlich sein. Neben diesen Ankerpunkten bestimmten auch die Feiertage, wie beispielsweise Ostern, den Terminplan maßgeblich mit. Soll heißen: Viel Spielraum blieb da ohnehin nicht.
- Auf Störungen vorbereitet: Nach der Panne beim Politik-Abitur im vergangenen Jahr (wir berichteten) hat das Kultusministerium nun Vorkehrungen getroffen, um eine Wiederholung dieses Vorfalls zu vermeiden. Sollte eine Prüfung kurzfristig abgesagt werden müssen, können sich Schulleitungen nun per SMS darüber informieren lassen. Bereits 85 Prozent der Schulen haben sich für diesen Service registriert, teilte das Ministerium mit. Zudem sei eine Chatfunktion im Download-Bereich der Prüfungsaufgabe eingerichtet worden. Im Februar habe die Kultusverwaltung an einem „Alarmtag“ den Ernstfall mit den Schulen durchgespielt. Außerdem sei die Handreichung zum Zentralabitur überarbeitet worden. Die Schulleitungen sollen nun klarer darüber informiert sein, wie sie in bestimmten Ausnahmefällen zu reagieren haben.
Dieser Artikel erschien am 31.03.2025 in der Ausgabe #061.
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