21. Feb. 2018 · 
Soziales

Sarah Wiener: Besser selber kochen als „fremdgefüttert“ werden

„Immer weniger Menschen können kochen und werden fremdgefüttert“, beklagt die Spitzenköchin und Unternehmerin Sarah Wiener. Zusammen mit der Barmer Krankenkasse und dem Sozialministerium zog die Gründerin der Sarah Wiener Stiftung auf der Didacta in Hannover eine erste Zwischenbilanz der Initiative „Ich kann kochen“. Im vergangenen Jahr wurden bundesweit 530 kostenfreie Fortbildungen für Lehrer und pädagogische Mitarbeiter angeboten, in Niedersachsen waren es 40. Damit wurden 485 Personen erreicht, die geschult wurden“, sagte Heike Sander, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Niedersachsen.Beim Thema Ernährung müsse man möglichst früh ansetzen, damit sich ungesundes Essverhalten nicht bereits im Kinderalter verfestigt. Es gebe schließlich immer mehr übergewichtige Kinder. „Bei den Schulanfängern sind zehn Prozent bereits übergewichtig“, so Sander.  Die Leiterin der Abteilung Gesundheit im Sozialministerium, Claudia Schröder, sieht die Initiative als wichtigen Beitrag zur Gesundheitsförderung von Kindern. „Ich kann kochen“ qualifiziert seit 2016 Lehrer und Pädagogen, damit sie Kita- und Grundschulkindern mehr über ausgewogene Erklärung beibringen können. Das Ziel ist, zehn Prozent aller Kitas und Grundschulen zu erreichen.https://soundcloud.com/user-59368422/sarah-wiener-es-gibt-keinen-mensch-in-der-nordlichen-hemisphare-der-nicht-glyphosat-pinkelt„Der erste Schritt zu einem selbstbestimmten Leben ist, sich selbst etwas kochen zu können und Verantwortung für den eigenen Körper zu übernehmen“, “, sagt Wiener im Podcast des Politikjournals Rundblick. „Bei unserer Initiative geht es darum, niedrigschwellig köstlich und frisch zu kochen, um Kontrolle über den eigenen Körper und die Vielfalt des Geschmacksgedächtnisses auszuprägen.“ Man werde auch melancholisch, wenn man nicht mehr mit der Erde unter seinen Füßen verbunden sei. Und man verliere das Vertrauen in sich selbst und die eigenen Fähigkeiten, wenn man nicht einmal den Geschmack beurteilen könne.

Gesunde Ernährung basiert auf wenigen Gesetzen

Wiener nimmt auch die Eltern in die Pflicht. „Wenn Eltern wüssten, dass sie mit Fastfood und hochindustrialisierten Lebensmitteln ihre Kinder vergiften, würden sie ein bisschen mehr Zeit in den hocherfreulichen und befriedigenden Komplex des Kochens investieren. Ein Burger ist keine Belohnung.“ Zugleich sei es für die Menschen allerdings immer schwieriger, unbelastete Lebensmittel zu finden und zu wissen, was man kaufen solle, wenn man vor 30.000 Fertigprodukten stehe. Gesunde Ernährung basiere allerdings auf nur wenigen Gesetzen: „Man soll nichts essen , was unsere Großeltern nicht als Essen erkannt hätten, dessen Etikett man nicht hundertprozentig verstehen kann oder etwas, was zwei Jahre lang haltbar ist. Das ist nicht haltbar, sondern tot.“

Derzeit heißt das einzige Gesetz mehr, mehr, mehr und schneller, schneller, schneller.


Sarah Wiener
Die bekannte Köchin, die selbst einen Biobauernhof in der Uckermark in Brandenburg betreibt, plädiert zudem für eine nachhaltigere Landwirtschaft. „Derzeit heißt das einzige Gesetz mehr, mehr, mehr und schneller, schneller, schneller.“ Die Zukunft müsse ökologisch sein. Die aktuelle Ressourcenverschleuderung müsse ebenso wie der Pestizideinsatz ein Ende haben. „Pestizide reicherten sich überall an. Es gibt keinen Menschen in der nördlichen Hemisphäre, der nicht Glyphosat pinkelt“, kritisiert Wiener. 
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #36.
Martin Brüning
AutorMartin Brüning

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