Jetzt geht es los: Die geplante Pflegekammer in Niedersachsen nimmt seit gestern Gestalt an. In Hannover hat sich zum ersten Mal der Errichtungsausschuss getroffen. Er soll in den kommenden zwölf Monaten die rechtlichen und organisatorischen Grundlagen für die neue Kammer schaffen. „Das Gesetz ist in Kraft, jetzt muss man es umsetzen“, sagte Sozialministerin Cornelia Rundt. Mit rund 70.000 Pflegefachkräften entstehe die größte Kammer Niedersachsens. „Sie wird zu einem der großen Player im Gesundheitswesen werden und damit eine extrem starke Stimme haben“, ist Rundt sicher.

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„Wir müssen jetzt schnell und gut auf den Weg kommen“, sagte die Kinderkrankenschwester Katrin Havers, Vorsitzende der Errichtungskommission. Die Herausforderung sei jetzt, innerhalb von zwölf Monaten die 70.000 Mitglieder zu registrieren, damit die Kammerwahlen durchgeführt werden können. Die Arbeitgeber sind laut Gesetz verpflichtet, ihre Arbeitnehmer bei der Registrierungsstelle zu melden. Die Pflegekräfte werden dann angeschrieben. Havers zufolge sind die Mitglieder bisher nur ungenügend oder falsch informiert. „Es gibt viele Unsicherheiten in unserer Berufsgruppe, deshalb müssen wir kommenden Jahr noch viel Aufklärungsarbeit leisten.“

Der Vorstand des neuen Pflegekammer-Errichtungsausschusses in Niedersachsen – Foto: MB.

Ihre Stellvertreterin, die Krankenschwester Monika Skibicki, setzt sich seit den 90er Jahren für eine Pflegekammer ein. „Mich hat es in meiner beruflichen Laufbahn von Beginn an gestört, dass wir fremdbestimmt waren. Inzwischen hat sich die Pflege aber zu einem sehr professionellen Beruf weiterentwickelt. Die Pflegekammer kann nun  zu wichtigen Themen fachlich Stellung beziehen.“ Skibicki erhofft sich dabei vor allem etwas durch die Berufsordnung, die die Pflegekammer erarbeiten will. „Das gibt den Pflegekräften auch eine Sicherheit zu sagen: ‚Bis hierhin und nicht weiter‘. Mit der Kammer haben wir die geballten Pflegekräfte hinter uns und können entsprechend auftreten.“

Ein Foto des gesamten Pflegekammer-Errichtungsausschusses – Foto: MB.

Im besten Fall könnte es auch Vorteile für die Verdienstmöglichkeiten des Pflegepersonals geben. „Die Gewerkschaften haben es nicht geschafft, die Vergütung auf ein höheres Niveau zu heben“, kritisierte Skibicki. Tarifverhandlungen seien zwar immer noch Sache der Tarifvertragsparteien. Aber die Kammer könne durch fachliche Grundlagen die Gewerkschaften in den Verhandlungen unterstützen. Deshalb wolle man mit den Gewerkschaften zusammenarbeiten.

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In einem Jahr soll eine 60-köpfige Kammerversammlung den Vorstand der Kammer wählen. Auch eine Geschäftsstelle ist bereits angemietet. Die neue Pflegekammer wird ihren Sitz in der List in Hannover haben. Am Ende der Entwicklung sollen rund 50 Mitarbeiter in der Geschäftsstelle der Pflegekammer arbeiten.