Derzeit laufen die Vorbereitungen intern auf Hochtouren: Die Nord/LB prüft mehrere Varianten, wie sie den im Herbst bevorstehenden Stresstest der EU-Bankenaufsicht bestehen kann. Eine Möglichkeit lautet, die bisher als öffentliche Körperschaft organisierte Landesbank in die Hände von privaten Finanzinvestoren zu geben. Doch jetzt wird klar: Dieser Schritt könnte erhebliche finanzielle Nachteile für das Land Niedersachsen haben, weil „Altlasten“ abgegolten werden müssten.

Gleichwohl haben zwei US-Investoren bereits Interesse an der Bank angemeldet – Cerberus, benannt nach dem Höllenhund in der griechischen Mythologie, und Apollo. Apollo war in der Mythologie der Gott des Lichts. Beide Organisationen sitzen in New York. Cerberus zählt zu den beiden Käufern der HSH Nordbank.

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Eine schwierige Bewertung der Schiffskredite bei der Nord/LB steht bevor, wenn die EU-Bankenaufsicht die Nord/LB im Herbst überprüft. Zwar hat die Bank seit geraumer Zeit einen konsequenten Sanierungskurs eingeschlagen, aber neben den Schiffskrediten belastet auch noch die Übernahme der Bremer Landesbank die Bilanz. Ende vergangenen Jahres erklärte Nord/LB-Chef Thomas Bürkle, eine Eigenkapitalquote von 11,7 Prozent sei erreicht, man peile zwölf Prozent an und „mindestens 13 Prozent seien wünschenswert“. Falls aber beim Stresstest die Schiffskredite als deutlich problematischer eingestuft werden sollten, könnte die Nord/LB im Rating stark verlieren – es sei denn, sie findet rasch einen Weg, das Eigenkapital erheblich zu verstärken.

Hierfür sind nun im Wesentlichen drei Varianten im Gespräch – Verbleib in öffentlicher Hand, vollständige oder teilweise Privatisierung. Im ersten Fall könnten die bisherigen Eigentümer (Land Niedersachsen mit 59,1 Prozent, niedersächsische Sparkassen mit 26,4 Prozent, Land Sachsen-Anhalt mit 5,6 Prozent, die Sparkassen Sachsen-Anhalts mit 5,3 und die Sparkassen Mecklenburg-Vorpommerns mit 3,7 Prozent) ihre Anteile erhöhen. Hier ist aber von nötigen vier Milliarden Euro die Rede, und das hieße für das Land Niedersachsen 2,4 Milliarden Euro. Da aber der Niedersächsische Sparkassenverband (NSV) intern schon signalisiert hat, hier nicht mitgehen zu wollen, reift auch die Idee, den Landesanteil zu Lasten des Anteils der Sparkassen zu erhöhen – das würde dann im Fall der Fälle den Landesetat noch stärker belasten, zumal auch Sachsen-Anhalt nicht gewillt scheint, sich stärker für die Nord/LB zu engagieren.

Was passiert mit Pensionen?

Jede Aufstockung des Landesanteils stößt jedoch in Brüssel auf Bedenken, der Weg könnte als verbotene „Beihilfe“ gewertet werden. Deshalb wird verstärkt über zwei andere Varianten nachgedacht – eine komplette Privatisierung der Bank oder im ersten Schritt eine Minderheitsbeteiligung des privaten Investors. Der 100-prozentige Verkauf an Cerberus oder Apollo (wie bei der HSH) stößt auf Bedenken. Denn aus früheren Zeiten, als Nord/LB-Mitarbeiter noch beamtenähnliche Verträge hatten, wurde ein Pensionsfonds angelegt. Dort sollen Ansprüche von zwei Milliarden Euro ruhen, und offen bleibt noch die Frage, inwieweit die Bank dafür Rücklagen hat.

Sollten sich die Länder und die Sparkassen komplett aus der Nord/LB zurückziehen, so müssten sie wohl die Pensionen aus ihren eigenen Haushalten finanzieren – das hieße eine Belastung für den Landeshaushalt von 1,2 Milliarden Euro, für den NSV von 500 Millionen Euro. Die sowieso schon unter der Niedrigzinspolitik geknechteten Sparkassen, heißt es intern, sähen sich zum Aufbringen solcher Summen nicht in der Lage. Sie begegnen der Privatisierung daher mit großer Skepsis.

Konzernlösung hat Nachteile

Spannend ist nun die Frage, ob ein Modell gefunden wird, das sowohl eine Beteiligung privater Investoren erlaubt als auch einen Wechsel der Pensionsverpflichtungen auf die bisherigen Eigentümer vermeidet. In den nächsten Wochen, heißt es, sollen diese schwierigen Fragen geklärt werden. Unabhängig von der Pensions-Frage hätte die komplette Privatisierung der Nord/LB einen großen Vorteil – sie könnte dann mit der HSH Nordbank verschmelzen und ein schlagkräftiger Konzern werden.

Das wäre indes auch mit zwei großen Nachteilen verbunden: Der Finanzplatz Hannover könnte gefährdet sein und mit ihm viele Arbeitsplätze bei der Nord/LB, es sind insgesamt derzeit 6400. Auch über eine Zerschlagung der Nord/LB wird nachgedacht – eine kleine Girozentrale für die Sparkassen und daneben eine größere, dann weitgehend private Bank, die konsequenterweise dann auch nicht mehr „Landesbank“ heißen dürfte