In der politischen Kommunikation hat der Bierdeckel einen ganz besonderen Platz: Eine gute Idee muss auf den runden Untersetzer passen, damit sie auch verstanden wird. Der Philologenverband Niedersachsen versucht sich jetzt an dieser Methode, um einem Vorschlag zur Reform der Lehrerausbildung noch einmal Nachdruck zu verleihen.

Ihre Idee fasst die Interessenvertretung der Gymnasiallehrer in vier Spiegelstrichen zusammen: In der schulformbezogenen Lehrerausbildung müsse es erstens bis zum Bachelor ein sechswöchiges Schulpraktikum geben. Danach dann, zweitens, ein zweijähriges Studium mit Praxissemestern an den Studienseminaren und einem Abschluss mit dem ersten Staatsexamen. Anschließend müsse drittens ein 21-monatiger Vorbereitungsdienst zu den Einstellungsterminen 1. Mai oder 1. November folgen mit einem Abschluss des zweiten Staatsexamens. Und viertens bekämen die erfolgreich ausgebildeten Lehrkräfte dann endlich eine Planstelle.
Diese vier Punkte stellte Christoph Rabbow, Vorsitzender des Philologen-Landesverbandes, am Dienstag vor und verknüpfte diese Ausbildungsreform mit dem wiederholten Appell, auch in Niedersachsen ein Bildungsministerium zu schaffen, in dem die Kompetenzen des Kultus- und des Wissenschaftsministeriums in Bezug auf die Lehrkräfteausbildung gebündelt werden sollten. Diesen Vorschlag hatte Rabbow schon im Zusammenhang mit der vorigen Landtagswahl unterbreitet und nach eigenen Angaben sogar dem damaligen SPD-Kultusminister Grant Hendrik Tonne angeboten, in Koalitionsverhandlungen für eine solche Fusion zu werben – vergeblich.
„Die Einzelmaßnahmen machen den Lehrerberuf nicht attraktiver.“
Gut anderthalb Jahre nach der jüngsten Landtagswahl stellt Rabbow fest: Die Lage an den Schulen hat sich in keiner Weise verbessert, die Realität sehe so aus, dass pro Woche drei bis vier Unterrichtsstunden in jeder Klasse einer allgemeinbildenden Schule ausfallen würden. Dass die Kultusministerkonferenz kürzlich Maßnahmen gegen den Lehrermangel beschlossen hat – etwa die Möglichkeiten für die Länder, Lehrer mit nur einem Unterrichtsfach einzustellen, duale Lehramtsstudiengänge mit integriertem Referendariat oder Quereinstiegs-Masterstudiengänge einzuführen – bewertet der Verbandschef zwar grundsätzlich positiv, aber die Richtung stimmt für ihn und seine Mitstreiter noch nicht. Die wichtige Frage, ob die neuen Abschlüsse bundesweit anerkannt würden, sei vertagt worden, kritisiert Rabbow und fügt an: „Die Einzelmaßnahmen machen den Lehrerberuf nicht attraktiver.“ Auch die Idee, einen Stufenlehrer einzuführen, werde vor 2032 keine Veränderung bringen.
Neben einer schulformbezogenen Lehrkräfteausbildung aus einem Guss sehen die Gymnasiallehrer dringenden Handlungsbedarf bei der Fort- und Weiterbildung der vorhandenen Lehrer. Die Kultusministerkonferenz sei in dieser Hinsicht blind, kritisiert der Philologenverband und fordert: