4. Mai 2025 · 
P und PKirche

Onay spricht über Migration und Heimat

Belit Onay, Oberbürgermeister von Hannover, hat mit elf Jahren auf schmerzhafte Weise gemerkt: „Deutschland ist meine Heimat.“ Bei einer "Bibelarbeit" auf dem Kirchentag berichtete er: „Ich bin Moslem, meine Eltern sind das, was man Gastarbeiter nannte.“ Er habe über Identität nicht nachgedacht, bis 1993 fünf Mitglieder einer türkischstämmigen Familie bei einem Brandanschlag in Solingen getötet wurden. Seine Eltern betrieben damals ein Restaurant in Goslar. „Es war klar: Wenn jemand ein Anschlagsziel suchen würde, wären wir ganz oben auf der Liste.“ Belit Onays Eltern überlegten, in die Türkei zurückzukehren – für ihn eine schmerzhafte Vorstellung, seine deutsche Heimat zu verlassen. Während seiner Amtszeit, erzählte er, sei Hannover gewachsen. 70 Prozent der Zuzügler haben einen sogenannten „Migrationshintergrund“ oder einen ausländischen Pass. Alle ein bis zwei Monate hält Onay eine Einbürgerungszeremonie ab. „Das ist eine Verpflichtung für beide Seiten“, findet er. Heute seien viele Neubürger darunter, die 2015/16 gekommen seien. Onay beobachtet: „In den ersten zwei bis drei Jahren fragen sich Geflüchtete: Wann kann ich zurück?“ Doch wenn Kinder geboren oder eingeschult werden, beginne der Prozess, sich in der neuen Heimat einzubringen.

Dieser Artikel erschien in Ausgabe #082.
Anne Beelte-Altwig
AutorinAnne Beelte-Altwig

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