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Ohne Auto hätte es auch ein Kraftwagenskeptiker wie Hannovers Oberbürgermeister nicht zur Diskussion geschafft. „Wir sind ja aber auch nicht in der Innenstadt“, sagte Onay zu seiner Verteidigung. Außerdem mache das deutlich, dass er „kein Problem mit Autos“ habe, man müsse allerdings über die Rolle des Autos diskutieren. Aber hat das Auto in Onays Vision der autofreien City überhaupt noch eine Rolle? Die einstündige Diskussion verdeutlichte, dass der Begriff „autofrei“ vielleicht ein gutes Schlagwort für den Wahlkampf im vergangenen Jahr gewesen ist, aber nicht das abbildet, was in zehn Jahren die hannoversche Innenstadt prägen wird. Konkret: Autofrei heißt eigentlich gar nicht autofrei. „Ich will mich gar nicht an den Begrifflichkeiten festbeißen“, sagte Onay. [caption id="attachment_54166" align="alignnone" width="780"]

Wir müssen erreichbar sein für Menschen, die nicht so mobil sind. Dabei geht es zum Beispiel um Arztpraxen, aber auch um Menschen, die in den Innenstadt leben.
Raumverteilung klingt aber schon einmal anders als autofrei, das stellte auch die neue IHK-Hannover-Hauptgeschäftsführerin Maike Bielfeldt fest. Es seien völlig unterschiedliche Dinge, ob man über eine autofreie Innenstadt oder über eine Mischform der Mobilität spreche, sagte Bielfeldt. Eine rein autofreie Innenstadt hält sie ohnehin für nicht möglich. „Wir müssen erreichbar sein für Menschen, die nicht so mobil sind. Dabei geht es zum Beispiel um Arztpraxen, aber auch um Menschen, die in den Innenstadt leben.“
Vorbild Kopenhagen?
Immer wieder ging es in der Diskussion auch um Kopenhagen, die dänische Hauptstadt führen Verfechter der autofreien City gerne als Vorbild an. „Allerdings ist die Innenstadt dort gar nicht autofrei“, erläuterte Bielfeldt. Es gebe dort ausgewiesene Fahrradstraßen, die den Autoverkehr nicht behinderten. Sie seien ebenso neu gebaut worden wie neue Straßenbahnlinien, städtebaulich sei dort viel verändert worden. Ob Kopenhagen dabei als Vorbild für die niedersächsische Landeshauptstadt taugt, ließ Onay offen. Man brauche ohnehin „maßgeschneiderte Lösungen“ für Hannover. „Ich werde hier nicht Kopenhagen kopieren“, erklärte er. https://www.facebook.com/ihkhannover/posts/3835002243189782 Nach wie vor leidet die Diskussion über die autofreie Innenstadt an einem Henne-Ei-Problem. Zwingt man die Menschen durch gesperrte Straßen in die Bahn oder auf das Fahrrad, oder benötigt man erst mehr Auto-Alternativen, um die Straßen zu sperren? Aktuell seien die alternativen Angebote noch nicht gut genug, damit ein größerer Teil auf das Auto verzichtet, stellt auch Onay fest. Das Fahrrad werde in der Zukunft einen wichtigen Anteil an der Innenstadt-Mobilität haben, auch der ÖPNV müsse weiter ausgebaut werden. „Gerade für die letzte Meile wird es wichtig sein, gute Angebote zu machen.“Wenn eine Frau mit Kindern und Kinderwagen ihr Auto auf einem Parkplatz vor der Innenstadt stehen lassen und dann nach dem Einkauf mit Tüten und Taschen im ÖPNV erst mal wieder zurück zu ihrem Auto fahren soll, dann wird sie das voraussichtlich nicht machen.
Carsten Kuhlgatz allerdings befürchtet, dass die Straßenbahn für viele Zielgruppen am Ende dann aber doch nicht attraktiv genug ist. Er befürchtet, dass bei einer für Autos gesperrten Innenstadt viele Menschen nicht mehr zum Einkaufen in die City fahren, und das, wo der Handel derzeit schon gebeutelt genug ist. „Wenn eine Frau mit Kindern und Kinderwagen ihr Auto auf einem Parkplatz vor der Innenstadt stehen lassen und dann nach dem Einkauf mit Tüten und Taschen im ÖPNV erst mal wieder zurück zu ihrem Auto fahren soll, dann wird sie das voraussichtlich nicht machen. Sie wird weiterhin mit dem Auto in die Stadt fahren wollen“, erklärte Kuhlgatz.
