Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) hat eine Anpassung der Benotung der diesjährigen Abitur-Prüfungen im Fach Mathematik angekündigt. Alle Ergebnisse werden generell um einen Notenpunkt angehoben, erklärte er am Freitag in Hannover. Dies ist ein Novum, bisher wurde dieser Schritt in Niedersachsen noch nie gewählt.

Eine Auswertung der Erstkorrekturen habe ergeben, dass die Durchschnittsnote im Fach Mathematik in diesem Jahr bei 6,4 lag, im Vorjahr lag sie bei 7,5. Der Kultusminister zeigte sich überrascht angesichts dieser signifikanten Abweichung, weil man genau so vorgegangen sei wie im Vorjahr.
Problematisch war offenbar nicht der Schwierigkeitsgrad, sondern der Umfang der Aufgaben. „Die diesjährigen Mathematik-Klausuren waren zu bewältigen — aber von den meisten Prüflingen nicht in der vorgesehenen Zeit“, sagte Tonne. Deshalb sei das generelle Anheben der Benotung angemessen, da alle rund 16.300 Schüler gleichermaßen mit dem Zeitmangel zu kämpfen gehabt hätten.
„Ich ärgere mich darüber, dass wir eingreifen müssen.“
Grant Hendrik Tonne
Bereits direkt nachdem die Prüfungen geschrieben worden waren, hatte es kritische Anmerkungen vom Landesschülerrat aber auch von Lehrerverbänden gegeben. Daraufhin ließ das Kultusministerium die Aufgabenstellung von der Fachkommission Mathematik und weiteren Experten überprüfen. „Ich ärgere mich darüber, dass wir eingreifen müssen“, bekannte Tonne. Doch nun müsse gehandelt werden.

Neben dem direkten Vorgehen in diesem Jahr kündigte Kultusminister Tonne Folgen für die Abitur-Prüfungen 2023 an. Die Prüflinge sollen sowohl 30 Minuten mehr Zeit erhalten, außerdem soll der Umfang der Leistungen reduziert werden. Tonne betonte allerdings, dass es sich um eine quantitative, nicht um eine qualitative Absenkung handeln soll. Zudem soll das Verfahren des Test-Rechnens der Abitur-Aufgaben auf den Prüfstand gestellt werden.