Niedersachsens Polizei soll zum Vorreiter der Elektromobilität werden
Klimafreundlicher, leiser und sogar einfacher zu fahren: Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) hat gestern die neue elektronische Motorrad-Eskorte der Polizeidirektion Hannover vorgestellt. Acht E-Motorräder sollen in Zukunft bei Staus, Demonstrationen oder auch bei Staatsbesuchen zum Einsatz kommen. „Mit diesen hochmodernen Motorrädern setzen wir den Weg der Modernisierung konsequent fort“, sagte Pistorius gestern bei der Präsentation der Fahrzeuge. Mit weiteren Anschaffungen, die für dieses Jahr geplant seien, würden dann rund fünf Prozent des Fuhrparks der Polizei rein elektrisch sein, erklärte er.
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Bislang zählt die Fahrzeugflotte der niedersächsischen Polizei insgesamt 144 E-Fahrzeuge, darunter 66 E-Autos, 14 E-Motorräder und 71 Fahrzeuge mit Hybrid-Antrieb. Die Polizei setzt bei Neuanschaffungen darauf, sukzessiv den Anteil der klimaschonenden Antriebstechnologien zu erhöhen. Ein Grund dafür dürfte auch das bevorstehende Klimagesetz sein, in dem sich das Land wohl für die Zeit ab 2030 verpflichten wird, ausschließlich klimaneutrale Fahrzeuge zu beschaffen. Doch bis es soweit ist, müssen die neuen Technologien erst nach und nach auf ihre Einsatztauglichkeit hin überprüft werden.
Erstes E-Motorrad der Polizei fuhr auf Borkum
Vorreiter bei der umweltfreundlichen Umrüstung ihres Fuhrparks ist die Polizeidirektion Osnabrück. „Vor etwa drei Jahren haben wir den klimafreundlichen Weg eingeschlagen“, berichtet der Osnabrücker Polizeisprecher Marco Ellermann im Rundblick-Gespräch. Mittlerweile werden im Bereich der Polizeidirektion Osnabrück, die vom Teutoburger Wald bis zu den Ostfriesischen Inseln reicht, 20 E-Autos genutzt. Das erste kam 2016 auf der Insel Borkum zum Einsatz, wo 2017 auch ein erstes Elektro-Motorrad Verwendung fand. Ein Jahr später folgte der Testversuch im städtischen Einsatz- und Streifendienst: Seit Oktober 2018 werden in Leer und Osnabrück die damals noch bundesweit ersten beiden E-Motorräder eingesetzt, die auch das Vorbild für die hannoversche Motorradflotte waren. Auf der Insel Juist wird seit Dezember 2019 zudem ein elektronisch angetriebenes Quad genutzt – ein besonders geländegängiges Fahrzeug mit Allradantrieb, das es den Beamten erleichtert, auch auf dem schwer befahrbaren Untergrund von Wäldern und Dünen schneller zu sein. Erst vor kurzem, im April 2020, erweiterte die Polizeidirektion Osnabrück ihren Fuhrpark zudem noch um eine weitere Antriebsart. Neben Berlin ist Osnabrück nun die zweite Stadt, in der ein Wasserstoff-Fahrzeug von der Polizei verwendet wird.
Polizisten berichten von vielen Vorteilen
„Die Erfahrung der Beamten mit den Elektro-Fahrzeugen ist sehr positiv“, erzählt Ellermann, der sich freut, dass der erfolgreiche Testlauf aus Osnabrück nun auch in Hannover zur Anschaffung von Elektro-Motorrädern geführt hat. Das Beispiel aus der Polizeidirektion Osnabrück hat darüber hinaus zahlreiche weitere interessierte Nachahmer auf den Plan gerufen. Neben anderen Bundesländern wie Sachsen, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen hat sich auch die Polizei aus den Niederlanden, der Schweiz oder Luxemburg angesehen, wie der tägliche Einsatz mit E-Fahrzeugen aussehen kann. Neben der zumindest lokal verringerten Umweltbelastung durch den CO2-freien Antrieb, berichten die Beamten aus Osnabrück noch von weiteren positiven Effekten der neuen Fahrzeugtypen. So sei es zum Beispiel von Vorteil, dass es bei den elektronischen Modellen keine Kupplung mehr gibt. Die Beamten können so zugleich mit der einen Hand das Motorrad lenken und zumindest bei langsamer Fahrt mit der anderen Hand zum Beispiel taktische Zeichen geben. Auch bei der Begleitung von Demonstrationen, wo die Beamten im Normalfall sehr langsam nebenherfahren und manchmal doch rasch reagieren müssen, erleichtert der schaltungsfreie Elektromotor das polizeiliche Handeln. Zudem sei die ausbleibende Wärmeentwicklung bei Elektro-Motorräder für die Beamten gerade im Sommer ein großer Vorteil, erzählt Ellermann. Auch dass die Tankstopps deutlich kürzer ausfallen, weil die Fahrzeuge nur wenige Minuten an den Strom angeschlossen werden müssen, wird lobend erwähnt. Darüber hinaus waren die E-Motorräder der Polizeidirektion Osnabrück auch in der Anschaffung besonders günstig zu sein. Als 2018 die ersten Polizei-Motorräder mit Elektromotor gekauft wurden, betrugen die Kosten pro Fahrzeug etwa 25.000 Euro und damit 3800 Euro weniger als für die zuvor verwendeten Modelle. Dieser Vorteil sei in den vergangenen zwei Jahren allerdings verflogen, weil der Hersteller die Preise erhöht hat, heißt es nun aus dem Innenministerium. Denn die Neuanschaffung in Hannover hat insgesamt etwa 267.000 Euro gekostet – also knapp etwa 33.375 Euro pro Fahrzeug.Dieser Artikel erschien in Ausgabe #099.