Der 70. Geburtstag Niedersachsens sei vor fünf Jahren „arg verkopft“ gefeiert worden, räumte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) am Dienstag ein. Deshalb wolle man es jetzt, zum 75., ganz anders machen – sofern das Virus das zulasse. „Wir wollen gute Stimmung, gute Laune und eine fröhliche Feier“, sagte der Regierungschef. Im Mittelpunkt steht der diesjährige „Tag der Niedersachsen“, der vom 8. bis 10. Oktober in der Landeshauptstadt Hannover am Maschsee als großes Volksfest begangen werden soll. „Das wird natürlich abhängig von der Pandemie-Lage sein“, fügte Weil hinzu.

Alle anderen Bestandteile der Feiern zum Landesjubiläum seien nun weniger gefährdet – da auch viele Aktivitäten im Netz stattfinden sollen. Zum Jahrestag am 1. November ist im Kuppelsaal am Kongresszentrum, das in den ersten Jahren Niedersachsens als Tagungsort des Landtags diente, ein Festakt geplant, zu dem – nach derzeitigem Stand – 2500 Gäste eingeladen werden sollen. Womöglich werden es weniger, falls die Corona-Lage zu größeren Abständen zwischen den Teilnehmern zwingen sollte.
Den Festvortrag wird die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen halten, die Tochter des früheren Ministerpräsidenten Ernst Albrecht. Der Bundespräsident, sagte Weil, erscheine nicht zum Festakt. Denn immerhin gebe es zur gleichen Zeit viele andere Landesjubiläen. Ein Symposium, das sich mit Zukunftsfragen Niedersachsens beschäftigt, ist dann für den 2. und 3. November im Schloss Herrenhausen geplant. Ein internationaler Schüler-Workshop, der sich mit Klimaschutz und Industriepolitik befasst und von der IGS Schaumburg federführend organisiert wird, ist ebenfalls vorgesehen.
Die Aktion soll denjenigen ein Gesicht geben, die Niedersachsen mit ihrem Engagement, ihren Talenten und ihrer Liebe zum Land zu dem machen, was es ist.
Der womöglich populärste Teil der Feierlichkeiten soll über das Internet Verbreitung finden: Auf der Website www.niedersachsenkette.de sollen möglichst viele Niedersachsen ein Foto von sich in einer Willkommenspose veröffentlichen. „Die Aktion soll denjenigen ein Gesicht geben, die Niedersachsen mit ihrem Engagement, ihren Talenten und ihrer Liebe zum Land zu dem machen, was es ist“, heißt es in der Mitteilung der Landesregierung. Das Gelingen dieser „Niedersachsenkette“ hänge davon ab, dass Vereine, Institutionen und Unternehmen dabei mitmachen.

Ein Sticker mit der Aufschrift „Ohne Dich ist es nicht Niedersachsen“ soll auch verteilt werden. Zwei Prominente sollen als „Botschafter“ diese Aktion stützen, die Fußball-Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus-Webb aus Bad Lauterberg im Harz und der Landarbeiter Keno Veith aus dem ostfriesischen Wittmund, der als „De Schwatten Ostfrees Jung“, also farbiger Ostfriese, im Internet bekannt worden ist. Noch weitere Botschafter sollen hinzukommen. Als Organisator der Aktion und der Planungen zum Landesgeburtstag agiert Matthias Woiwode.
Ergänzt wird das Angebot noch von zwei weiteren Punkten: Ministerpräsident Weil startet am 14. Juni eine Wanderung unter dem Motto „75 Kilometer durch das Land“. Dazu sollen Bürger eingeladen worden, sich ihm anzuschließen. Am 15. Juni will die Historische Kommission Niedersachsen gemeinsam mit dem Regierungschef ein Buch mit dem Titel „75 Erinnerungsorte“ vorstellen. Am 23. August soll dann „eine Reihe von Bürgern“ von der Landesregierung für ihre Verdienste ausgezeichnet werden. Ein Fotowettbewerb rundet das Angebot ab, jeder Hobbyfotograf soll seine „schönsten, lustigsten und kreativsten Bilder“ für einen landesweiten Fotowettbewerb einreichen – in der Kategorie bis 14 Jahre und älter. Die schönsten Motive sollen dann einen Wandkalender für das Jahr 2022 schmücken.
Weil erklärte bei der Vorstellung des Programms, Niedersachsen erlebe gerade jetzt vor dem 75. Geburtstag wohl die schwierigste Phase seiner Landesgeschichte – wenn man von den Nöten der unmittelbaren Nachkriegszeit einmal absehe. Die geplante Menschenkette im Internet sei im vergangenen Jahr schon mal in Indien erprobt worden, damals hätten 20.000 Menschen teilgenommen. „Das wollen wir auch schaffen“, betonte Weil. Aus dem Landesetat stehen vier Millionen Euro für die Festlichkeiten (zur Hälfte auch für den Tag der Niedersachsen) bereit.