Horst Hirschler, ehemaliger Landesbischof und Abt zu Loccum, ist am Dienstag im Alter von 89 Jahren gestorben. Jahrzehntelang wirkte Hirschler in der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers als streitbarer Repräsentant des Protestantismus in der Tradition Martin Luthers. Von 1988 bis 1999 war er Landesbischof, anschließend von 2000 bis 2020 Abt zu Loccum. In jener Gemeinde im Kreis Nienburg lebte Hirschler mit seiner Familie bereits seit 1970, dort verbrachte er nun auch seine letzten Tage.

Horst Hirschler ist im Alter von 89 Jahren gestorben. | Foto: Jens Schulze

„Horst Hirschler war ein großer Erzähler des christlichen Glaubens“, würdigte sein Nachnachfolger im Amt des Landesbischofs, Ralf Meister, den Verstorbenen. „Er lebte und verkündigte mit überzeugender Tat und klaren Worten die Botschaft Christi. Er scheute nicht den kämpferischen Streit und legte anschaulich die lutherische Theologie in dieser Zeit aus. Seine Menschennähe, sein Humor und sein Ideenreichtum waren für ihn genauso wie sein Mut zu unkonventionellen Entscheidungen Ausdruck seiner Treue in der Nachfolge Christi.“ Hirschler sei ein wichtiger Wegbegleiter und Gesprächspartner zahlreicher Persönlichkeiten in politischer und wirtschaftlicher Verantwortung in Niedersachsen gewesen.

Im September 1933 kam Horst Hirschler in Stuttgart-Weilimdorf zur Welt, absolvierte dann nach der mittleren Reife eine Elektriker-Lehre bei Bosch in Hildesheim, bevor er am Abendgymnasium sein Abitur nachholte. Anschließend studierte er Theologie an der Kirchlichen Hochschule Bethel und an den Universitäten Tübingen, Heidelberg und Göttingen. Sein Vikariat absolvierte Hirschler in Syke, anschließend wirkte er in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre als Gemeindepastor an der St.-Johannis-Kirche in Lüneburg, später auch als Landessuperintendent im Sprengel Göttingen.



In seine Schaffenszeit fielen große gesellschaftliche Veränderungen, die auch die Kirche umtrieben. Ende der 1960er-Jahre gehörte Hirschler zu den reformwilligen Kräften innerhalb der Kirche und gründete gemeinsam mit Gleichgesinnten die Synodalgruppe „Gruppe Offene Kirche“, die noch bis heute die eher linke der beiden „Fraktionen“ des Kirchenparlaments bildet. In seiner 1985 verfassten Schrift „Homosexualität und Pfarrerberuf“ schloss er allerdings eine Anstellung für Pastoren aus, die in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft leben. Damit entfachte er seinerzeit Diskussionen.

Ministerpräsident würdigt Altbischof

Am Mittwochnachmittag äußerte sich auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) zum Tob des früheren Landesbischofs: „Horst Hirschler war unbestritten einer der bedeutendsten Repräsentanten der evangelischen Kirche in Niedersachsen in den letzten Jahrzehnten. Große Anerkennung genoss er aber auch weit über die Grenzen unseres Landes hinaus, zum Beispiel als Vizepräsident des Lutherischen Weltbundes und als Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands.“


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Als Pastor und Landesbischof habe er „sein großes theologisches Wissen immer wieder in Predigten, Vorträgen und in Gesprächen mit anderen geteilt und so manchen zum Glauben geführt oder darin bestärkt. Horst Hirschler hatte eine unnachahmliche Art, anderen Menschen seinen Glauben sehr überzeugend in klaren Worten zu vermitteln“, so Weil in einer Mitteilung der Staatskanzlei.