19. Aug. 2020 · 
Soziales

Neue Corona-Fällen besorgen das Sozialministerium

Die Neuinfektionen mit dem Corona-Virus erreichen wieder Zahlen, wie sie zuletzt im April ermittelt wurden. Von Dienstag auf Mittwoch vermeldete das Sozialministerium einen Zuwachs um 157 Fälle. „Das erfüllt uns mit Sorge“, sagte Oliver Grimm, Sprecher von Sozialministerin Carola Reimann. Es könnten zudem keine „Hot-Spots“ genannt werden, also lokal besonders auffällige Ansteckungsherde. Vielmehr geschehe der Anstieg flächendeckend, und die Vermutung, hauptsächlich seien Reiserückkehrer dafür verantwortlich, könne auch nicht bestätigt werden. So seien die meisten der Neuinfizierten in Deutschland mit dem Virus in Kontakt gekommen. Was die Reiserückkehrer anbelangt, liegt der Kosovo an der Spitze der Liste, gefolgt von Kroatien – und mit einigem Abstand der Türkei. Ein Gespräch zwischen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und seinen Länder-Kollegen, das sich mit einer möglichen Neufassung der Regeln für private Feiern befasst, ist für Ende dieser Woche vorgesehen. Grimm erklärte, Niedersachsen habe hier im Vergleich zu anderen Ländern, etwa im Osten Deutschlands, eine sehr stringente Vorgabe. Diese besagt, dass Hochzeitsfeiern oder Beerdigungen von maximal 50 Teilnehmern besucht werden können – in Berlin etwa ist ein Vielfaches davon erlaubt. Zusammenkünfte in den eigenen vier Wänden oder im privaten Garten müssen „auf das Notwendige“ beschränkt werden, hier gibt es bisher keine konkrete Vorgabe einer Personenzahl. Bisher ist an dieser Stelle von der Landesregierung keine Verschärfung geplant. Aber auch eine weitere Lockerung, die eigentlich für Anfang September vorgesehen war, entfällt zunächst.
Lesen Sie auch: SPD-Fraktionsvize Pantazis fordert Corona-Massentests
Nach Aussage von Ministeriumssprecher Grimm ist seine Ministerin aufgeschlossen für den im Rundblick geäußerten Vorschlag des Vize-Vorsitzenden der SPD-Landtagsfraktion, Christos Pantazis, auf Massen-Schnelltests umzusteigen. Pantazis meint, diese lieferten viel schneller Ergebnisse, könnten im großen Umfang für geringere Kosten ausgewertet werden und gäben damit die Chance, schnell einen Überblick über die Virus-Verbreitung zu bekommen. Grimm erklärte, bisher habe das Robert-Koch-Institut noch davon abgeraten, weil viele Schnelltests nicht äquivalent zu den bisher angewandten PCR-Tests seien, an der Zuverlässigkeit der Ergebnisse also Zweifel bestünden. Sobald sich das ändere, werde der Vorschlag von Massen-Schnelltests „in unsere Teststrategie einfließen“. Auffällig an den neuen Zahlen der Infektionen ist nach Angaben des Ministeriums, dass nun verstärkt jüngere angesteckt werden. Bei vielen von ihnen sei der Krankheitsverlauf deutlich weniger schwer als bei älteren, deshalb reichten die Kapazitäten der Betten mit Beatmungsgeräten in den Kliniken bislang auch aus. Es bleibe aber wichtig, dass jüngere Leute weiter die Abstandsregeln beachten, vor allem gegenüber der älteren Bevölkerung und gegenüber vorerkrankten Personen, die als Risikogruppe eingestuft werden. In einer Antwort auf eine Landtagsanfrage der FDP hat die Landesregierung angegeben, dass bisher 2557 Niedersachsen den Gesundheitsämtern mitgeteilt hätten, dass sie aus Risikogebieten zurückgekehrt sind. Laut Landes-Verordnung müssen sie sich in diesem Fall in eine zweiwöchige Quarantäne begeben, sofern sie kein negatives Test-Ergebnis vorweisen können. Tatsächlich sind laut Anfrage 1739 Personen in Quarantäne gegangen, wie aus der Antwort auf die Anfrage hervorgeht. Für Türkei-Rückkehrer beispielsweise ist es relativ einfach möglich, ein Testergebnis vorzuweisen und damit der Quarantäne zu entgehen.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #143.
Niklas Kleinwächter
AutorNiklas Kleinwächter

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