25. Nov. 2025 · 
TagesKolumne

Nachtfahrverbot im Vorgarten

Nach dem Nachtflugverbot jetzt der nächste nächtliche Konflikt: Niedersachsen prüft ein Fahrverbot für Mähroboter. Doch wie kontrolliert man leise Technik im Vorgarten?

Nach der Dauerdebatte über ein Nachtflugverbot für den Flughafen Hannover-Langenhagen wird in Niedersachsen jetzt auch über ein Nachtfahrverbot für Mähroboter diskutiert. Der Petitionsausschuss des Landtags beschäftigt sich heute mit einem entsprechenden Vorstoß des Naturschutzbundes (Nabu), der bereits 6661 Unterstützer gefunden hat. Der klare Auftrag: Der Braunbrustigel und seine ebenso arglosen Artgenossen sollen künftig nicht mehr zu den Kollateralschäden der vollautomatisierten Rasenpflege gehören.

Doch während sich beim Flughafen relativ einfach feststellen lässt, ob ein Airbus um 2.30 Uhr über das Wohngebiet gedonnert ist, wird die Kontrolle im Vorgarten deutlich schwieriger. Wie überwacht man ein nächtliches Mähverbot, wenn die Geräte so leise sind, dass selbst Igel sie kaum wahrnehmen? Streift demnächst der kommunale Ordnungsdienst nach Einbruch der Dämmerung durch die Siedlungen und hält das Ohr ans Gras, wie einst Winnetou auf der Suche nach dem Spähtrupp der Komantschen? Oder steht morgens die Polizei auf der Matte und sagt: "Moin, wir haben einen Hinweis bekommen, dass Ihr Rasen seit gestern Abend verdächtig kurz geworden ist. Dürfen wir mal bitte Ihre Mäh-App sehen?"

Mähroboter trifft Igel – das geht selten gut aus. | Foto: Link/mit KI generiert

Für Umweltminister Christian Meyer (Grüne) steht fest: "Niemand muss nachts und dann noch unkontrolliert Rasen mähen." Ein landesweites Nachtfahrverbot sei zwar rechtlich nicht möglich. Die Kommunen könnten ein solches Verbot mit Verweis auf das Bundesnaturschutzgesetz allerdings selbst einführen, erklärt er. Aber geht ein Verbot, das die Kommunen gar nicht durchsetzen können, wirklich in die richtige Richtung? Mit Blick auf die erstaunlich hohe Anzahl an Schottergärten habe ich da meine Zweifel. Und wenn ich mir anschaue, wie oft mein hochpreisiger Staubsaugerroboter immer wieder unter demselben Schrank hängen bleibt, halte ich auch die von Meyer geforderten technischen Nachbesserungen durch die Hersteller für nicht gerade vielversprechend.

Was also bleibt uns noch, um die Igel zu schützen? Vielleicht genau das, was der Petition ihren Schwung gegeben hat: die einfache Einsicht, dass Artenschutz oft im eigenen Garten beginnt. Wenn Menschen wissen, dass ihr Mähroboter nachts Igel verstümmeln kann, lassen sie ihn hoffentlich auch aus. Die Erkenntnis, dass Igelschutz Ehrensache ist, können weder Bußgeld noch Sensoren ersetzen. Da hilft nur Aufklärung – weshalb der mediale Rummel um die Nabu-Petition am Ende vermutlich sogar mehr hilft als die Unterschriftensammlung selbst.

Wenn Sie sich nun spontan dazu entschließen, Ihren Rasen lieber wieder selbst zu mähen, haben wir dazu die passende Lektüre. Über folgende Themen berichten wir heute im Rundblick, die Sie prima auch im Garten lesen können:

  • Justiz: Die Regierung verspricht: "Einfacher, schneller, günstiger" - aber eine Verwaltungsreform klammert sie bisher aus. Nun gibt es dazu einen sehr konkreten Vorschlag.


  • Kirche: Angesichts sinkender Mitgliederzahlen stellt die evangelische Kirche ihre Strukturen infrage. Sprengel sollen abgeschafft werden, das Beamtentum für Pastoren aber soll bleiben.


  • Hintergrund: Steckt hinter dem aktuellen Streit um das Erbbaurecht der Versuch, die Klosterkammer stärker auf Linie zu bringen? Eine alte Debatte lebt offensichtlich wieder auf.


  • Personen und Positionen: Lothar Holger Fiedler, Heike Sander und Mike Schneider.

Eine erholsame Nachtruhe – auch für Igel – wünscht
Ihr Christian Wilhelm Link!

Dieser Artikel erschien in Ausgabe #210.
Christian Wilhelm Link
AutorChristian Wilhelm Link

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