
Um sich für die Energiekrise und einen kalten Winter zu rüsten, nutzen immer mehr Privathaushalte zum Heizen ihre Kaminöfen. Die gestiegene Nachfrage nach Brennholz sorgt inzwischen fast für eine Verdoppelung des Holzpreises. Für den Kubikmeter Rohholz muss man inzwischen statt zuletzt unter 50 Euro nun fast 90 Euro zahlen. Der Schnittraummeter, also die Einheit, in der Brennholz-Scheite verkauft werden, kostet mitunter 160 Euro. Im Vergleich zum Öl- und Gaspreis können Verbraucher damit dennoch sparen, bei Pelletheizungen relativiert sich der Abstand allerdings. Für die Forstbetriebe, die in den vergangenen Jahren sehr unter Klimawandel, Extremwetter und Schädlingsbefall gelitten haben, sind die steigenden Einnahmen ein gutes Zeichen.
„Die Nachfrage wird wohl unser Angebot übersteigen.“
„Die Nachfrage setzt in diesem Jahr früher ein und sie ist höher als sonst“, erklärt Mathias Aßmann, Pressesprecher der niedersächsischen Landesforsten, auf Rundblick-Anfrage. Allerdings gibt er bereits jetzt zu bedenken: „Die Nachfrage wird wohl unser Angebot übersteigen.“ Ähnlich bewertet Constantin von Waldthausen, Betriebsleiter der Klosterforsten, die Lage. Er sagt, er sei dankbar dafür, dass die Holzpreise wieder auf einem auskömmlichen Niveau seien. „Aber für Waldbesitzer ist das auch dringend erforderlich, um den notwendigen Umbau der Wälder voranzubringen.“ Man müsse in neue Kulturen investieren und die Saat rasch über die Fläche bringen. Der Klosterforsten-Betriebsleiter geht davon aus, dass das Jahresergebnis für alle Forstbetriebe trotz des hohen Investitionsbedarfes in diesem Jahr deutlich besser ausfallen wird als zuletzt. Gleichzeitig merkt auch er an: Man könne nur begrenzt von der steigenden Nachfrage profitieren, denn es könne nicht einfach mehr Holz geschlagen oder für die Verbrennung feilgeboten werden. „Bei der Produktion können wir nicht viel drauflegen“, sagt von Waldthausen.
„Nur weil der Preis gut ist, können wir nicht mehr Holz ins Feuer schmeißen.“
Problematisch wird die Situation nun für die anderen Verwerter von Rohholz, die am Holzmarkt zumindest theoretisch mit den Privathaushalten um den Rohstoff konkurrieren. „Das Holz kann eben auch anders verwertet werden, etwa als Zellstoff oder für Spanplatten“, erläutert Aßmann. „Wir haben natürlich auch ein Interesse daran, dass diejenigen, die das Holz stofflich verwerten, es noch erwerben können.“ Weil nicht alle Anfragen erfüllt werden können, sollen bei den Landesforsten zunächst die Stammkunden bedient werden. „Nur weil der Preis gut ist, können wir nicht mehr Holz ins Feuer schmeißen“, sagt auch von Waldthausen. Er gibt zu bedenken, dass Brennholz eigentlich das niedrigste Sortiment sein sollte, womit er meint, dass gute Hölzer zunächst für den Bau oder Möbel genutzt werden sollten, bevor man sie am Ende ihres Lebenszyklus zu Brennholz verarbeitet.
„Das Holz, das die Kunden jetzt bei uns kaufen, können sie in diesem Winter noch gar nicht verfeuern, dafür ist es noch viel zu nass."
Doch bei der gestiegenen Nachfrage nach Brennholz zeichnen sich auch schon Kuriositäten ab, berichtete Landesforsten-Sprecher Aßmann. Die Sorge vor einem kalten Winter scheint die Menschen mitunter wieder in irrationale Verhaltensweisen verfallen zu lassen. Aßmann berichtet von Hamsterkäufen, wie man sie aus der Corona-Zeit bereits von Toilettenpapier oder Nudeln kannte – nur jetzt eben für Brennholz. Es gebe Kunden, die kauften in der Vergangenheit fünf Raummeter Brennholz und in diesem Jahr auf einmal 20 Raummeter. Für den Forstbetrieb ist ein derartiges Verhalten unglücklich – denn schließlich geht es um die nachhaltige Versorgung mit einem regionalen Gut. Jetzt zu horten und dann im kommenden Jahr nichts zu kaufen, wäre nicht nachhaltig. „Wir können ja jetzt nicht einfach mehr Holz schlagen“, erklärt Aßmann. Zudem ruft Aßmann in Erinnerung: „Das Holz, das die Kunden jetzt bei uns kaufen, können sie in diesem Winter noch gar nicht verfeuern, dafür ist es noch viel zu nass. Frühestens im Winter 2023/2024 kann das Brennholz eingesetzt werden.“ Damit das Holz mit einem guten Brennwert verfeuert werden kann, muss es entweder ein Jahr lang luftgetrocknet sein, damit die Feuchtigkeit auf 20 bis 30 Prozent verringert wird, erläutert von Waldthausen im Rundblick-Gespräch. Oder das Holz müsste professionell getrocknet werden, etwa durch Heißlufttrocknung, die als Nebenprodukt von Biogasanlagen angeboten wird.

Dass Brennholz unrechtmäßig entwendet wird, komme in diesem Jahr bislang offenbar noch nicht vermehrt vor. „Wir stellen nicht fest, dass es mehr ist als sonst“, sagt Aßmann – Brennholz-Diebstahl hat es auch in der Vergangenheit immer wieder gegeben. Um sich dagegen zu schützen, befestigen sowohl die Landes- als auch die Klosterforsten GPS-Sender an den Holzscheiten, um so die Diebe ausfindig machen zu können. Allerdings gebe es vermutlich eine unerkannte Dunkelziffer, weil sich die Landesforsten nach dem Abverkauf des Holzes nicht mehr um die Überwachung kümmern und das den Kunden selbst überlassen. Die Klosterforsten raten ihren Kunden deshalb stets, das Holz nach dem Kauf schnell abzufahren. Um rasch einen Diebstahl feststellen zu können, werden im Klosterkammerforstbetrieb die gelagerten Hölzer farblich gekennzeichnet. Wenn ein Teil fehlt, sehe man das im Vorbeifahren, erläutert von Waldthausen. „Bisher haben wir großes Glück: Bei uns wurde noch nichts geklaut.“