Nachdem es im Landkreis Cloppenburg in den vergangenen Wochen wieder vermehrte Corona-Neuinfektionen im Umfeld eines Schlacht- und Zerlegebetriebs gegeben hat, will der niedersächsische Corona-Krisenstab die Branche verstärkt in den Blick nehmen. Krisenstabsleiter Heiger Scholz hat am Dienstag erklärt, dass alle Landkreise angewiesen werden, in Betrieben der fleischverarbeitenden Industrie die Zahl der Covid-Tests zu erhöhen.

Künftig sollen die Mitarbeiter wieder zweimal pro Woche getestet werden, bislang musste dies nur einmal pro Woche geschehen. Im Landkreis Cloppenburg wurden aufgrund des erhöhten Infektionsgeschehens zuletzt täglich Corona-Tests in den Betrieben veranlasst. Scholz erklärte gestern in der wöchentliche Corona-Pressekonferenz, dass sich die Fälle in den fleischverarbeitenden Betrieben wieder häuften – allerdings sei die Fallzahl noch nicht so hoch wie im vergangenen Jahr. Man sehe diese Entwicklung nun auf sich zukommen und handele entsprechend, erklärte er.
Der Landkreis Cloppenburg weist aufgrund dieser Entwicklungen derzeit eine besonders hohe Sieben-Tage-Inzidenz auf – der Wert liegt über 188 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen. Besonders niedrig ist der Referenz-Wert hingegen in Oldenburg, dort liegt er laut Scholz nur bei 21,1 Neuinfektionen. Niedersachsenweit lag der Inzidenzwert am Dienstag bei 62,4, die Hospitalisierungsquote lag bei 2,6 und der Kontrollwert zur Auslastung der Intensivbetten bei 4,1. Scholz verdeutlichte, dass der Anstieg der Inzidenzen, die im Herbst ohnehin erwartet wurde, „zwangläufig“ auch Auswirkungen auf die anderen Parameter habe. In anderen Bereichen entwickelt sich die Corona-Lage folgendermaßen:
Auffrischungsimpfungen laufen langsam an: Bis Dienstag haben in Niedersachsen nach Informationen des Corona-Krisenstabs insgesamt 108.381 Menschen eine sogenannte Booster-Impfung erhalten. Davon wurden 8500 Impfungen von den neuen mobilen Impfteams verabreicht. Absolut verlässlich ist die Zahl von gut 108.000 Auffrischungsimpfungen allerdings nicht, weil Impfungen über Hausärzte nicht verlässlich gemeldet werden. Die Zahl könnte also deutlich höher liegen. Heiger Scholz erklärte, dass aber gerade in den Alten- und Pflegeheimen zunächst die verantwortlichen niedergelassenen Ärzte zuständig seien. Nur falls dies nicht funktioniere, würden die mobilen Impfteams bereits eingreifen. Hinzu komme, dass noch nicht alle Menschen über 70 bereits soweit seien, ihre Booster-Impfung zu erhalten, da ihre Zweitimpfung noch nicht die vorgeschriebenen sechs Monate zurückliegt, wie Regierungssprecherin Anke Pörksen erklärte. Man werde deshalb nun „sukzessive weiterimpfen“.
Appell an „ethisch-moralische Pflicht“: Niedersachsen müsse „aus humanitären und anderen Gründen“ ein großes Interesse daran haben, dass auch Menschen in anderen Ländern zügig geimpft würden, mahnte Regierungssprecherin Pörksen. „Sonst bilden sich andere Virus-Varianten, die sich aufgrund von Dienst- und Urlaubsreisen wieder weiterverbreiten“, erläuterte sie. In anderen Ländern seien noch nicht einmal die älteren Menschen geimpft worden. Sie appellierte deshalb an die „ethisch-moralische Pflicht“, auch an jene zu denken, die noch auf ihre Erstimpfung warteten. Angesichts der Schutzwirkung von zwei Impfungen sei es auch ein legitimer Schluss, für sich zu sagen, dass der Impfschutz nach zwei Impfungen zunächst ausreichend sein müsse, und zu warten, bis andere an der Reihe waren, ergänzte Sozial-Staatssekretär Heiger Scholz.
Bessere Lage in Alten- und Pflegeheimen: Insgesamt schätzt Scholz die Lage in den Alten- und Pflegeheimen deutlich besser ein als noch zu Beginn des Jahres. Zwar steigen auch dort die Infektionszahlen wieder an – allerdings deutlich geringer als in der Gesamtbevölkerung, erläuterte er. Besonders häufig infizierten sich derzeit Kinder und Jugendliche, die sich bislang nicht regulär impfen lassen konnten – aber dennoch zahlreiche Sozialkontakte haben.
Keine Änderungen bei neuer Corona-Verordnung: Wenn am 10. oder 11. November die neue Corona-Verordnung in Kraft tritt, rechnet Regierungssprecherin Pörksen mit keinen gravierenden Änderungen, weil die aktuelle Fassung bereits Eskalationsstufen bei steigenden Zahlen von Neuinfektionen oder Intensivbettbelegungen vorsieht. Hinsichtlich der Maskenpflicht in Schulen hegt man den Wunsch, diese abzuschaffen – allerdings werde sich das nach dem Ende der Herbstferien erst noch zeigen müssen. Was die am 11. November beginnende Karnevalszeit betrifft, sieht Scholz keinen weiteren Handlungsbedarf. Die aktuelle Verordnung treffe bereits entscheidende Regelungen zu Veranstaltungen im Saalbetrieb – für Veranstaltungen unter freiem Himmel seien die Bestimmungen zu Herbst- und Weihnachtsmärkten ausreichend, meinte Scholz.