3. Mai 2020 · 
Kolumne

Meditieren sie den Hygienismus einfach weg

Liebe Niedersachsen, mit Kritik ist das ja immer so eine Sache. Sätze wie „Das ist ja wieder mal typisch“ oder „Das ist alles Deine Schuld“ führen meistens nicht zu einem besonders konstruktiven Dialog – kennt jeder von zuhause. Auch in der Corona-Krise wird die Kritik lauter. Besonders laut wurde sie von mehreren hundert Menschen am Sonnabend am Maschsee formuliert. Foto hier: [caption id="attachment_49953" align="alignnone" width="780"] Foto: MB.[/caption]

Auf der Demo wurden allerdings die goldenen Regeln der Kritik nicht immer unbedingt eingehalten. Zum Beispiel die Regel: Formulieren Sie Kritik in der Ich-Form. Wer einfach nur laut „Faschismus“ grölt, formuliert seine Kritik eher undeutlich.

Auch der Zusammenhang, dass man nur noch mit Maske in den Baumarkt gehen darf und einen das alles an die Zeit von 1933 bis 1945 erinnert, erscheint mir wenig präzise.

Wenn ich es aus dem Geschichtsunterricht in der Schule noch richtig im Hinterkopf habe, war damals nicht das Problem, dass man deutsche Baumärkte nur noch mit Maske betreten durfte.

[caption id="attachment_49961" align="alignnone" width="780"] Foto: MB.[/caption] Im doch recht bunt gemischten Protest-Publikum (Foto oben), in dem sogar versucht wurde, den neuen Hygienismus in Zeiten der Coronalisierung wegzumeditieren, fand sich auch diesmal wieder der Wirtschaftswissenschaftler Stefan Homburg von der Uni Hannover. Angesichts der eher fragwürdigen historischen Vergleiche müsste man in der Wutbürger-Meditations-Gruppe vielleicht aber auch einmal nach einem Historiker Ausschau halten. Mein Kollege Klaus Wallbaum berichtet heute im Rundblick über die Demonstration – Fotos der Demo finden Sie hier.

Die Niedersächsin des Monats...

...ist mit einem ungewöhnlichen Vorschlag aufgefallen, der zwar landesweit nicht einzigartig ist – wohl aber vorbildlich. Wer die April-Krone trägt, lesen Sie hier.


Wie man Kritik besser formulieren kann, zeigt ein Mann der Wirtschaft. Klaus Kirchheim, Chef der Firma Nass Magnet in der Region Hannover, hat mit FDP-Bundestags-Fraktionsvize Christian Dürr in dessen Podcast über die aktuellen Corona-Maßnahmen gesprochen. Kirchheim ist der Meinung, dass eine Öffnungsstrategie alle Bereiche umfassen müsste. Mit Dürrs Erlaubnis habe ich Ihnen einmal einen Teil aus dem Podcast herausgeschnitten – hier zu hören: https://www.youtube.com/watch?v=dL36wqOafmg&feature=youtu.be Kirchheim ist nicht Teil unseres neuen Wochenrückblicks. Im kürzesten Podcast Niedersachsens hören Sie aber Gesundheitsminister Jens Spahn, Arbeitsminister Hubertus Heil, den Wirtschaftswissenschaftler Stefan Homburg, Landesbischof Ralf Meister und Ministerpräsident Stephan Weil – und das alles in nur 70 Sekunden? Ja, geht das denn? Hören Sie selbst: https://www.youtube.com/watch?v=HETpN8jjJgw&t=1s An einigen Dingen ändert offenbar auch die Corona-Krise nichts. Trotz des wochenlangen Umsatzausfalls sind einige Friseure offenbar der Meinung, dass am Montag nun einmal nicht gearbeitet wird – dieses Foto habe ich überrascht bei meinem Gang mit dem Hund geschossen: [caption id="attachment_49964" align="alignnone" width="780"] Foto: MB.[/caption]

Die gute Nachricht, die in der Botschaft steckt: An einigen scheint die Krise einigermaßen vorbeigegangen zu sein. In diesem und auch in anderen Salons heißt es dann erst ab morgen: „Einmal desinfizieren, schneiden, föhnen, bitte.“

Inzwischen kommt einem das Wort Corona ja aus den Ohren heraus, deshalb wollen wir den Fokus auch einmal wieder auf andere Themen legen. Im ersten Teil unseren neuen Serie #AllesAusserCorona lesen Sie, womit sich die SPD-Landtagsabgeordnete Dunja Kreiser gerade beschäftigt – einfach hier klicken.

[caption id="attachment_49923" align="alignnone" width="780"] Foto: nkw; Dunja Kreiser[/caption]

Wenn Sie übrigens der Meinung sind, dass es ein Nachteil sei, dass das Politikjournal Rundblick im PDF nach wie vor auf Fotos verzichtet, dann schauen Sie sich in anderen Medien doch einmal die Berichterstattung über die Protestaktion von Hausärzten an. Sie haben sich aus Protest gegen fehlende Schutzkleidung nackt in oder vor ihren Praxen ablichten lassen. Vermutlich denken inzwischen sogar die Kollegen der FAZ wieder darüber nach, die Sache mit den Fotos auf Seite 1 wieder ad acta zu legen…

Ich wünsche Ihnen einen bildhaft schönen Montag

Martin Brüning

Martin Brüning
AutorMartin Brüning

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