11. Sept. 2025 · 
TagesKolumne

Manege frei!

Parlamente sind keine Zirkuszelte, doch Spitzenpolitiker kennen sich mit dem Medienzirkus dennoch sehr gut aus.

Der Deutsche Bundestag ist bekanntlich kein Zirkuszelt. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat das kürzlich noch einmal offiziell bestätigt. Wir Medienschaffenden erleben unseren Arbeitsalltag derweil häufig genug als Zirkus. Wahlweise auch als Rummel. Und an ganz schlimmen Tagen als Kindergarten. In zynischsten Momenten raunen wir einander dann sogar zu, das mit dem Zirkus und dem Kindergarten stimme nicht mal – denn Kinder würden sich schließlich gesitteter benehmen. Und Zirkusartisten werden an Eleganz ganz sicher nicht von parlamentarischen Wortakrobaten übertroffen.

Es war also ganz passend, dass sich die niedersächsische Medienwelt am Dienstagabend unter dem großen Zelt des Zirkus Roncalli versammelte. Die Landesmedienanstalt hatte zur „Media Night“ geladen und alle waren dabei. Leuchtende Lichter und Glanz in den Augen. Der Duft von Popcorn und gebrannten Mandeln. Ein Jongleur, ein Clown und zwei verliebte Trapeztänzer. Und mitten in der Manege: der Ministerpräsident.

Fotos zeigen MP Olaf Lies in der Mangege des Zirkus Roncalli
„Die ganze Welt ist eine Bühne und alle Frauen und Männer bloße Spieler.“ | Foto: WWW.SCHEFFEN.DE

Olaf Lies (SPD) feierte mit uns die bunte Medienwelt, über die wir uns zu Recht freuen können. Aber ganz besonders feierte er die Künstler aller Art. Die Sänger und Musiker, die Kabarettisten und die Komiker, ohne die wir ja nichts zu berichten hätten. Ähm, ja, auch so sieht unser Arbeitsalltag beim Rundblick aus. Womit wir wieder bei der Zirkustauglichkeit der Politik wären. Auf die Frage, ob er Humor habe, antwortete der MP jedenfalls, dass er gerne lache – aber nicht immer witzig sei. Zumindest am Dienstagabend haben wir uns königlich mit ihm amüsiert.

Amüsant ging es am Mittwoch im Landtag dann aber nicht weiter. Deshalb kam es mir sehr gelegen, dass wir vor Beginn des September-Plenums noch einmal im ökumenischen Gottesdienst den vom Alltag aufgekratzten Geist abkühlen konnten. Beim symbolischen Ende der parlamentarischen Sommerpause mahnte Landesbischof Ralf Meister Demut an und Bischof Dominicus Meier appellierte an das Verantwortungsbewusstsein der Abgeordneten. Derart gerüstet fiel der Wechsel vom gezuckerten Zirkusabend zur durch und durch ernsthaft zu führenden Debatte über die schrecklichen Ereignisse in Friedland deutlich leichter.

Ohne akrobatische Überleitung haben wir heute diese Themen für Sie im Angebot:

  • Friedland I: Einen Fehler der Behörden räumt Innenministerin Daniela Behrens weiterhin nicht ein. Der Fall der mutmaßlich getöteten 16-Jährigen sei zu komplex für pauschale Urteile.


  • Friedland II: Rundblick-Chefredakteur Klaus Wallbaum kommentiert: Kein Befreiungsschlag


  • Haushalt: Finanzminister Gerald Heere hat am Mittwoch den Haushaltsentwurf für das nächste Jahr vorgestellt. Die Opposition bemängelt, dass beispielsweise beim Personal nicht gespart wird.


  • Ukraine: Niedersachsen knüpft ein neues Netzwerk für die Ukraine: Vom Landmaschinenbauer bis zum Start-up aus dem Emsland – Betriebe, Forschung und Kommunen bündeln ihr Engagement für den Wiederaufbau.


  • Personen und Positionen: Olaf Lies, Belit Onay und Steffen Krach, Dominicus Meier, Giovanni Palazzo

Hals- und Beinbruch!

Ihr Niklas Kleinwächter

Dieser Artikel erschien in Ausgabe #158.
Niklas Kleinwächter
AutorNiklas Kleinwächter

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