21. Feb. 2018 · 
Landwirtschaft

Landwirte begrüßen Hilfe für Güllelager – „aber es reicht nicht“

Mit einem Förderprogramm für den Bau von Düngerlagern will Agrarministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) verhindern, dass die Gülle-Misere dieses Winters sich im nächsten Jahr wiederholt. Wegen des verregneten Herbsts konnten die Landwirte einen Teil ihrer Gülle bis vor kurzem nicht auf den Feldern ausbringen, die Lager waren nahezu überall bis an den Rand gefüllt. Damit in Zukunft mehr Düngerlager zur Verfügung stehen, will Otte-Kinast drei Jahre lang Investitionen in Neubauten aus dem Landesetat fördern lassen. Ihr schweben dabei zehn Millionen Euro pro Jahr vor. Im Nachtragshaushalt 2018 ist dafür noch kein Betrag vorgesehen, das Förderprogramm kann also frühestens 2019 anlaufen. Allerdings sind nicht immer die Kosten der Grund, weshalb weniger Güllelager gebaut werden als benötigt. „Es gibt zahlreiche Bauanträge von Landwirten, die auch ohne Zuschuss ein Güllelager bauen wollen“, sagt der ehemalige Umweltminister Uwe Bartels (SPD), der jetzt Vorsitzender des Agrar- und Ernährungsforums Oldenburger Münsterland ist, gegenüber dem Rundblick. Die Pläne scheiterten häufig an den Landkreisen, die den Bau aus unterschiedlichen Gründen nicht genehmigen wollten.

Ackerbaubetrieb soll kein Güllelager haben

So plage die Genehmigungsbehörden häufig die Angst vor Klagen von Anwohnern, die durch den Bau eines Güllelagers mehr Dreck, Gestank und Verkehrslärm vor ihrer Haustür befürchteten, meint der frühere Minister. „Bis zum vorigen Jahr lehnten es Landkreise auch oft ab, wenn ein Landwirt ganz ohne Tierhaltung ein Güllelager bauen wollte“, sagt Bartels. Aus Sicht der Behörden brauche ein reiner Ackerbaubetrieb kein Düngerlager. Dass das jedoch längst nicht mehr zeitgemäß sei und das Problem der überschüssigen Gülle noch verschärfe, davon hätten die Landwirtsvertreter bei einem Runden Tisch Vertreter des Umwelt-, Agrar- und Sozialministeriums überzeugen können. „Das Sozialministerium hat daraufhin die Landkreise angewiesen, dass auch auf reinen Ackerbaubetrieben Düngerlager genehmigt werden müssen.“ Der Bau von zusätzlichen Lagerflächen für Gülle ist jedoch aus Bartels‘ Sicht nur ein einer von vielen Schritten, um das Düngerproblem langfristig zu lösen. „Denn der Überschuss der Nährstoffe kann ja nicht beseitigt werden, wenn man sie länger lagert.“   Lesen Sie auch:   Während in den Ackerbauregionen im Süden und Osten Niedersachsens teilweise noch Kunstdünger eingesetzt wird, hat die Region im Westen Dünger im Überfluss. Hier befinden sich die Zentren der Schweine- und Rinderhaltung. Der Tierdung wurde bis vor einigen Jahren auf den Feldern ausgebracht, auf denen die Landwirte das Tierfutter züchteten. Mit der Förderung der Biogasanlagen allerdings wurde immer mehr Mais angebaut, das Futtermittel muss eingekauft werden. „Damit gelangen immer mehr Nährstoffe in den Kreislauf der Region“, sagt der CDU-Agrarexperte Helmut Damann-Tamke. Durch die Düngeverordnung wurde zudem der Zeitpunkt der Düngerausbringung stark eingeschränkt. „Die Landwirte müssen jetzt in der Lage sein, Gülle mindestens neun Monate zu lagern“, sagt Damann-Tamke. Aus seiner Sicht ist die geplante Förderung des Ministeriums ein Schritt in die richtige Richtung, denn sie unterstützt Landwirte, die ihre Lagerkapazitäten bisher aus finanziellen Gründen nicht anpassen konnten. Allerdings müssten langfristig auch die Transportmöglichkeiten verbessert werden, damit die Gülletransporter sich nicht erst dann auf den Weg in die Ackerbauregionen machten, wenn der Dünger dort ausgebracht werden kann. „Dafür ist das Zeitfenster Februar bis Mai einfach zu kurz.“

Separation kommt nicht für jeden Landwirt infrage

Bartels fordert zudem, stärker in die Aufbereitung der Gülle zu investieren. So gebe es eine Vielzahl an Pilotprojekten zur Destillierung der Nährstoffe, etwa in Pelletform. „Eine Anwendung im großtechnischen Format gibt es bislang aber nicht“, sagt Bartels. Auch Hendrik Gelsmann-Kaspers, umweltpolitischer Referent beim niedersächsischen Landvolk, bestätigt, dass es für Landwirte bisher keine Alternative zu Lagerung und Ausbringung gibt. „Das sind sehr große und sehr teure Anlagen, die für eine Separation der Gülle gebraucht werden, das kommt nicht für jeden Landwirt infrage.“
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #36.
Klaus Wallbaum
AutorKlaus Wallbaum

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