Landrats-Wahl in Hameln: SPD und Grüne in Runde eins vorne
Wer der nächste Landrat in Hameln-Pyrmont wird, entscheidet sich erst in einer Stichwahl am 22. März. Denn werden der Kandidat der SPD, Dirk Adomat (59), und der Bewerber der Grünen, Torsten Schulte (50), gegeneinander antreten. Damit stehen sich in der Endausscheidung die beiden heimischen Kandidaten gegenüber, denn sowohl Adomat wie auch Schulte sind seit Jahren in der Kommunalpolitik des Kreises aktiv, Adomat hat sogar 30 Jahre lang hauptamtlich in der Kreisverwaltung gearbeitet, bevor er 2017 in den Landtag gewählt wurde. Das Nachsehen hat nach der Landratswahl am gestrigen Sonntag der Bewerber der CDU, der 45-jährige Jurist Stefan Wittkop aus Springe (Region Hannover), der nur auf dem dritten Rang liegt. Abgeschlagen mit lediglich 8,9 Prozent bleibt der AfD-Kandidat Christopher Emden (43), ehemaliger Richter und derzeit Landtagsabgeordneter aus Oyten (Kreis Verden) auf Rang vier.
Das vorläufige Endergebnis sieht so aus: Adomat liegt mit 34,02 Prozent in Führung, gefolgt von Schulte mit 32,01 Prozent. Für den CDU-Bewerber Wittkop sprachen sich 24,98 Prozent aus, das sind rund 4500 Stimmen weniger als für Adomat. Die Wahlbeteiligung blieb mit lediglich 40,54 Prozent mager. Nur 49.518 der 122.150 Wahlberechtigten nahmen an der Abstimmung teil. Ob dies auch damit zusammenhängt, dass viele Wahlberechtigte wegen der Angst vor der Ansteckung mit dem Corona-Virus zuhause geblieben waren, bleibt im Reich der Spekulation. Die Kreisverwaltung hatte noch wenige Tage vor dem Termin dazu aufgerufen, auf jeden Fall ins Wahllokal zu kommen, dort aber Abstand zu den Wahlhelfern zu halten. Auch das Mitbringen eines eigenen Kugelschreibers wurde empfohlen – für all jene, die womöglich befürchten, in der Wahlkabine selbst könne der Virus am Schreibgerät haften.
Mit diesem Wahlergebnis haben sich eine Reihe von Vermutungen und Befürchtungen in den unterschiedlichen politischen Lagern zerschlagen. Die CDU hatte die Hoffnung, nach den Pannen in der Kreisverwaltung rund um die Arbeit des Jugendamtes bei der Unterbringung eines Mädchens auf einem Campingplatz im Lügde würde die Parole „Neuanfang“, die ihr Kandidat Wittkop auf seine Plakate schrieb, auf fruchtbaren Boden fallen. Das ist erkennbar nicht der Fall gewesen, Wittkop zündete bei den Wählern nicht so stark, womöglich ließ auch das bundesweite Stimmungstief der Christdemokraten viele Anhänger der Partei zuhause bleiben. Der bisherige Landrat Tjark Bartels (SPD), der immer überaus selbstbewusst auftrat und oft mit politischen Gegnern im Kreistag angeeckt war, hat mit seinem Wirken den Sozialdemokraten offensichtlich nicht geschadet. Bartels wurde im Zusammenhang mit dem Fall Lügde massiv attackiert, er erlitt Burnout und schied vorzeitig aus dem Amt. Die SPD hatte daraufhin versucht, mit ihrem Kandidaten Adomat einen Anti-Typ zum hemdsärmeligen Bartels zu präsentieren – jemanden, der als Hobby-Bienenzüchter sehr bodenständig wirkt, vor allem vermitteln will und in Diskussionen nicht dazu neigt, zu Beginn einer Debatte schon die Richtung vorgeben zu wollen. Adomat gibt sich als Teamplayer und Zuhörer, er verkörpert damit ein Gegenbild zum Bartels-Politikstil. Das Konzept ist offenbar aufgegangen.
Über einen großen Sprung nach vorn freuen kann sich der Grünen-Kandidat Schulte, Betriebsrat bei der Post und seit langer Zeit Kommunalpolitiker, ein Grüner vom Typ eines Pragmatikers. Bei der Landratswahl 2013 war Schulte schon angetreten, erreichte damals aber nur 16,1 Prozent. Jetzt schafft er es mit der Verdoppelung seines Resultats in die Stichwahl, und nicht wenige in der CDU vertreten die Ansicht, in der Stichwahl würden sich viele christdemokratische Wähler wohl für Schulte aussprechen, der in bürgerlichen Kreisen viele Anhänger hat.Dieser Artikel erschien in Ausgabe #046.