Landesregierung bringt Meisterprämie im Handwerk auf den Weg
Die Landesregierung will in dieser Woche die Meisterprämie auf den Weg bringen und damit die Ausbildung zum Meister wieder attraktiver machen. In den vergangenen knapp 20 Jahren ist allein in Niedersachsen die Zahl der Meister-Absolventen im Handwerk um knapp 30 Prozent zurückgegangen. „Um der Dequalifizierung und Folgenwirkungen auf die Struktur der Betriebe im Handwerk entgegenzuwirken, soll der Meistertitel im Handwerk durch die Gewährung der Meisterprämie attraktiver gemacht werden“, heißt es im Entwurf einer Rechtsvorschrift des Wirtschaftsministeriums, die dem Politikjournal Rundblick vorliegt.
Zudem solle die Prämie die Gleichwertigkeit von beruflicher und allgemeiner Bildung unterstreichen und den Weg in die berufliche Bildung interessanter machen. Der Rechtsvorschrift zufolge bekommen Absolventen, die ihren Meister seit dem 1. September vergangenen Jahres abgeschlossen haben, einen Betrag von 4000 Euro. Für Beratung und Abwicklung soll die niedersächsische Förderbank NBank zuständig sein. Die Meisterprämie war bereits am Ende der vergangenen Legislaturperiode im Landtag auf Antrag der FDP beschlossen worden.
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Die Landesregierung legt mit der Rechtsvorschrift konkret fest, dass ausschließlich Meisterabsolventen im Handwerk in den Genuss der Prämie kommen. Das hatte vor einigen Wochen zu Unmut bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Hannover geführt. In einem Schreiben an Landtagsabgeordnete hatte IHK-Hauptgeschäftsführer Horst Schrage die Befürchtung einer „massiven Ungleichbehandlung“ geäußert. Es sei den Betrieben nicht zu erklären, warum der Geselle in IHK-Betrieben seinen Metall- und Elektromeister selbst finanzieren müsse, während der vergleichbare Meister im Handwerk alle Kosten erstattet bekomme. Das Wirtschaftsministerium wollte sich nach eigenen Worten aber kurzfristig zunächst auf das zulassungspflichtige Gewerbe konzentrieren, in dem ein Meisterbrief nötig ist. Das Handwerk sei zum Beispiel durch die sinkenden Zahlen bei Meisterprüfungen in einer Sondersituation. Im Nachtragshaushalt wurden rund 13 Millionen Euro für die Meisterprämie eingeplant. Sowohl Landesregierung als auch die Kammern setzen allerdings darauf, dass die Schieflage zwischen kostenlosem Studium und kostenpflichtiger Meisterausbildung durch eine Änderung des Aufstiegsfortbildungsgesetzes auf Bundesebene behoben wird.
Die Nachwuchsprobleme im Handwerk haben bereits in zahlreichen Bundesländern zu gezielten Förderungen geführt. Ob Meisterprämie, Meisterbonus oder Meister-Extra: Wer die Prüfung besteht, bekommt zwischen 1000 und 2000 Euro. Zuschüsse gibt es auch für Betriebsgründungen. Bundesweit steht nach Angaben des Zentralverbands des Deutschen Handwerks in den nächsten fünf bis sechs Jahren in 200.000 Unternehmen eine Übergabe an. Viele Betriebe, in denen es keinen Erben gibt, stehen vor Problemen.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #85.