
Warum der Wechsel ins Kommunale?
Was treibt nun diese drei Politiker an, warum ist für sie ein kommunales Mandat erstrebenswerter als eine Fortsetzung ihrer Karriere im Landtag? Einige Beobachter meinen, diese Entscheidung hänge auch mit einer gewissen Erstarrung der Landespolitik in Routineprozesse zusammen. Wegen der übergroßen Mehrheit der SPD/CDU-Koalition ist die Opposition auf eine relativ kleine Kopfzahl beschränkt, das hat auch Folgen für die Schärfe und die Nachhaltigkeit der parlamentarischen AuseinandersetzungenLesen Sie auch: Saipa will SPD-Landrat in Goslar werden Seefried will Landrat im Kreis Stade werden
Die Corona-Krise mit ihrem Übergewicht der Exekutive hat diesen Vorgang noch einmal verschärft. Immer wieder beklagen vor allem Grüne und FDP, dass es eine „Entparlamentarisierung“ gebe, weil wichtige Einschnitte in die Grundrechte per Verordnung des Sozialministeriums und nicht über ein Gesetz festgelegt werden. Immerhin hat die CDU jetzt angekündigt, den Zustand alsbald beenden zu wollen und innerhalb der Großen Koalition auf eine stärkere Einbeziehung des Landtags in die Entscheidungen über die Corona-bedingten Einschnitte in Grundrechte zu drängen. Wie einige Abgeordnete des Landtags hinter vorgehaltener Hand sagen, hat die Kombination aus Corona-Krise, Übergewicht der Exekutive und übergroßer Dominanz der Großen Koalition im Parlament schon zu einem Attraktivitätsverlust der Landtagsarbeit geführt.
Größere Gestaltungsspielräume
Andere wiederum verweisen auf die besondere Stellung der Landräte, Bürgermeister und Oberbürgermeister, die als direkt vom Volk gewählte Chefs der Verwaltungen in den Rat- und Kreishäusern einen relativ großen Gestaltungsspielraum haben. Das ist schon ein Unterschied zu Landtagsabgeordneten, die allein meist wenig zur Prägung eines Gesetzes beitragen können, sondern dazu stets die Unterstützung anderer brauchen, weil sie sich ständig auch um Mehrheiten für ihre Positionen kümmern müssen. Objektiv ist für die Landtagsabgeordneten auch die Verknüpfung von kommunaler Leitfunktion und Arbeit im Landesparlament schwieriger geworden.