
Liebe Leserinnen und Leser,
zum Jahresbeginn sind die Büroräume direkt neben und unter der Rundblick-Redaktion freigeworden. Angesichts dieser exklusiven Nachbarschaft werden die Interessenten der Hausverwaltung vermutlich die Türen einrennen und sich gegenseitig überbieten. Wenn Sie mich fragen, wäre das der ideale Standort für ein Katzencafé, ein Fitnessstudio mit attraktiven Konditionen für Journalisten oder einen hervorragenden Pizza-Bringdienst. Letzterem stehen wir nicht nur als Testesser bereit, sondern geben auch gerne Starthilfe. So liegt zum Beispiel schon eine fertige Speisekarte für die neue Pizzeria Parlamento bei uns in der Schublade.
Die Nummer 1 ist die Pizza Stephan Weil mit Tomatensoße, Salami und Käse – keine Pizza, die für große Überraschungen sorgt, aber eine, mit der sich jeder irgendwie anfreunden kann. In die gleiche Richtung geht die Pizza Althusmann, die im Prinzip genauso belegt ist – allerdings mit Bärchensalami.
Wer es etwas schärfer mag, sollte zur Pizza Pistorius greifen. Die gibt es mit Innereien und mit einer ordentlichen Prise Pfefferspray. Die Pizza Tonne ist natürlich mit Thunfisch belegt. Was dachten Sie? Für Familien bietet sich die Pizza Havliza an, die in exakt gleich große Teile geschnitten wird, damit es beim Essen auch gerecht zugeht.
Die Pizza Thümler stellt zwar den Inbegriff italienischer Esskultur dar, sie wird jedoch nur von studentischen Hilfskräften gebacken. Die Pizza Hilbers hat ein besonders gutes Preis-Leistungsverhältnis, allerdings werden Sie hier hart ums Trinkgeld feilschen müssen. Die Pizza Behrens können Sie leider nur mit FFP2-Maske und negativem Corona-Test bestellen. Nach dem Verzehr gelten Sie dafür als geboostert.
Garantiert vegan mit Blumenkohlteig aus zertifiziertem Öko-Anbau und vier Sorten Tofu belegt ist die Pizza Julia Willie Hamburg. Die Wurst auf der Pizza Otte-Kinast besteht zu 100 Prozent aus Wildschwein – ganz sicher schweinepestfrei. Umweltfreundlich sind auch die Zutaten der Pizza Lies, die Sie allerdings nur bei gutem Wetter bestellen können. Hierfür läuft der Pizzaofen nämlich ausschließlich mit Solarstrom.
Von jeder Zutatenfraktion etwas finden Sie auf der Pizza Andretta. Die Pizza Honé wird manchmal mit regionalen Produkten belegt, meistens stammen die Zutaten aber irgendwo aus der EU. Die Pizza Schröder, die als ziemlich mächtig galt, ist nicht mehr auf der Speisekarte. Sie können sie aber immer noch in der russischen Disco im Erdgeschoss bestellen.
Wer sichergehen will, dass das Küchenpersonal nach Mindestlohn bezahlt wird, sollte sich für die Pizza Reichinnek & Leopold entscheiden. Die Pizza Birkner wiederum kann man völlig frei nach Wahl belegen – sie ist aber nichts für Geringverdiener. Die Pizza AfD ist dagegen aufgrund von Streitigkeiten in der Küche nicht mehr erhältlich, dafür können sie aber fast zum gleichen Preis mehrere Stücke der Pizza Fraktionslos bekommen.
Wer bei dieser Pizza-Auswahl noch Nichtwähler bleibt, dem können wir die Landespolitik auch nicht mehr schmackhaft machen.
Guten Appetit wünscht
Ihr Christian Wilhelm Link