4. Sept. 2015 · 
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Kultusministerin beklagt „hinkenden“ Inklusionsvergleich

(rb) Hannover. Bei der am Donnerstag veröffentlichten Inklusionsstudie der Bertelsmann Stiftung kommt Niedersachsen in der Gesamtschau nur bedingt gut weg: Zwar sei der Inklusionsanteil an den Regelschulen des Landes im Schuljahr 2013/14 mit 23,3 Prozent auf den höchsten Wert seit Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention 2009 gestiegen. Allerdings bleibe das Flächenland noch immer hinter dem Bundesdurchschnitt von 31,4 Prozent zurück. Gleichzeitig sei der Anteil an Förderschülern von 4,4 auf 4,1 Prozent und damit unter den Bundesdurchschnitt gesunken, attestieren die Gütersloher Forscher. Die Chancen auf einen Hauptschulabschluss an Förderschulen seien in Niedersachsen zwar besser als im Bundesdurchschnitt, dennoch schafften diesen nach wie vor zwei Drittel der Schüler/innen (66,3 Prozent) nicht (Bund: 71,3 Prozent). Kultusministerin Frauke Heiligenstadt findet die Systematik, die dieser Studie zugrunde liegt, für Niedersachsen nicht geeignet. Die Bertelsmann Stiftung vergleiche, wie hoch der Anteil der Schüler/innen mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf an der Gesamtzahl in den Jahrgängen 1 bis 13 sei. Da die inklusive Schule in Niedersachsen nach und nach umgesetzt werde, sollten bei der Bewertung des Fortschritts auch nur die Schuljahrgänge betrachtet werden, in denen der Rechtsanspruch bereits bestehe, meinte Heiligenstadt am Donnerstag. Nach dieser Maßgabe habe die Inklusionsquote bereits 2013/ 2014 bei fast 45 Prozent gelegen und im vergangenen Schuljahr 52,2 Prozent erreicht. Zudem habe Niedersachsen mit 5,3 Prozent die niedrigste Quote von Kindern mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf. Dies sei das Verdienst der vorschulischen und präventiven Förderung in den Schulen. Allein in diesem und den kommenden vier Jahren werde die Landesregierung 1,5 Milliarden Euro investieren. Unterdessen hat die Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Niedersachsen, Birgit Eckhardt, am Donnerstag gefordert, den Gesetzentwurf der Landesregierung über die Finanzierung der schulischen Inklusion schneller umzusetzen. Die Kommunen benötigten Unterstützung, um die baulichen und personellen Maßnahmen zügiger voranzutreiben. Die dafür erforderlichen Mittel seien da. Niedersachsen habe bereits 1,13 Milliarden Euro zusätzliche Steuereinnahmen erwirtschaftet. Zudem müssten auch ältere Kinder von der Inklusion profitieren, und zwar in allen Schulformen.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #160.
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