Generationswechsel bei Landräten und Oberbürgermeistern
In etwa einem Jahr, im Spätsommer 2021, sind neben der Kommunalwahl auch eine Reihe von Oberbürgermeister- und Landratswahlen. Zwar halten sich die meisten Amtsinhaber derzeit bedeckt, wenn es um die Frage einer möglichen erneuten Kandidatur geht – auch die älteren. Wer das 67. Lebensjahr noch nicht vollendet hat, kann noch einmal antreten. Hinter den Kulissen allerdings ist von einem bevorstehenden „krassen Generationswechsel“ die Rede.
Mindestens drei Landräte, die über viele Jahre das Gesicht des Niedersächsischen Landkreistages (NLT) geprägt haben, dürften nächstes Jahr aufhören – auch wenn sie sich offiziell noch bedeckt halten. Das gilt für NLT-Präsident Bernhard Reuter (SPD, Landrat von Göttingen) und seinen Vize Klaus Wiswe (CDU, Landrat von Celle), sowie für den Präsidenten des Kommunalen Arbeitgeberverbandes (KAV), Franz Einhaus (SPD, Landrat von Peine). Mindestens ein Schwergewicht verlässt auch die Gremien des Niedersächsischen Städtetages (NST), Präsident Ulrich Mädge (SPD, Oberbürgermeister von Lüneburg) scheidet ebenfalls am 1. November 2021 aus dem Amt. Er ist zugleich KAV-Verhandlungsführer auf Bundesebene, hinterlässt demnächst also sehr große Fußstapfen.
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Längst hat intern schon die Suche nach denjenigen Landräten und Oberbürgermeistern begonnen, die künftig oberste Repräsentanten ihrer Berufsgruppe in Niedersachsen sein können. Gewünscht werden halbwegs erfahrene Spitzenleute, die noch einige Jahre an Amtszeit vor sich haben. Im Städtetag dürfte Vizepräsident Frank Klingebiel (56, CDU, OB von Salzgitter) in führender Rolle bleiben. Die SPD-Part könnte der Oldenburger OB Jürgen Krogmann (56) übernehmen. Beide müssen die Direktwahl im Spätsommer 2021 jedoch erst bestehen.
Auf SPD-Seite hat sich der Landrat von Friesland, Sven Ambrosy (50), wiederholt hervorgetan. Stärkere Verantwortung könnten der Verdener Landrat Peter Bohlmann (48, SPD) und sein Diepholzer Kollege Cord Bockhop (53, CDU) übernehmen, beide gelten als überparteilich und ausgleichend. Zu den „kommenden Leuten“ werden noch der Leeraner Landrat Matthias Groote (46, SPD) und sein emsländischer Kollege Marc-André Burgdorf (48, CDU) gezählt, zudem die Landräte Heiko Blume aus Uelzen (53, CDU) und Olaf Levonen aus Hildesheim (53, SPD).
Spannend werden die kommenden Wochen in vielen Orten sein, in denen die Oberbürgermeister und Landräte bisher unklar lassen, wie es mit ihnen weitergehen soll. Braunschweigs SPD etwa erwartet Mitte September wichtige Wegweisungen: Tritt der populäre OB Ulrich Markurth (63) noch einmal an – und wechselt der Landtagsabgeordnete Christos Pantazis in den Bundestag? Gegen Markurth hätte die CDU keine Chance, ohne ihn wohl schon. Sollte Wolfgang Griesert (62) als OB von Osnabrück aufhören, böte sich eine Kandidatur der Stadträtin Katharina Pötter (41) für die Nachfolge an.
In Göttingen lassen sich SPD und Grüne Zeit mit der Suche nach einem OB-Kandidaten, für die CDU ist Carina Hermann im Gespräch, Referatsleiterin im Justizministerium. Möglich ist der Gesamtschulleiter Tom Wedrins als SPD-Bewerber. Einen Landratskandidaten für die Reuter-Nachfolge haben die Göttinger Sozialdemokraten schon, den bisherigen Dezernenten Marc Riethig. In Hildesheim hat die CDU bereits einen Landratsbewerber, den bisherigen Bürgermeister von Schellerten, Axel Witte. Was die OB-Wahl angeht, stützt die SPD den parteilosen Amtsinhaber Ingo Meyer. Die CDU will am 10. September entscheiden, ob sie dem folgt oder einen eigenen Bewerber aufstellt – Dirk Bettels oder Denis Münter. In Helmstedt hat sich Landrat Gerhard Radeck (CDU) noch nicht erklärt, ob er wieder antreten will. Das gilt auch für Hauke Jagau (SPD), den Präsidenten der Region Hannover, der inoffiziell der Landrat mit der größten Einwohnerzahl ist.
Am vergangenen Wochenende überraschte CDU-Generalsekretär Kai Seefried mit der Ansage, für die Nachfolge des scheidenden Stader Landrats Michael Roesberg (parteilos) antreten zu wollen. Er dürfte wohl nicht der einzige Landtagsabgeordnete bleiben, der in die Kommunalpolitik wechseln will. Im Kreis Goslar, wo Landrat Thomas Brych (SPD) nicht erneut kandidiert, ist der bisherige SPD-Generalsekretär Alexander Saipa als Nachfolgekandidat im Gespräch. Und im Kreis Ammerland, wo der parteilose Jörg Bensberg als überparteilich angesehener Verwaltungschef überraschend aufhört, kommt auch ein Landespolitiker als möglicher Nachfolgekandidat in Betracht. Jens Nacke, Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion, überlegt offenbar, ob er im September 2021 als Landratskandidat der CDU antreten sollte.