Die Haftanstalt Salinenmoor im Norden von Celle ist ein schauriger, gruseliger Ort. Als vor anderthalb Jahren bekannt wurde, dass das Land Niedersachsen das 11,7 Hektar große Gelände mit den fast 50 Jahre alten Zellen für 200 Häftlinge verkaufen will, geisterten gleich seltsame Pläne durch das Netz: Ein Fetisch-Hotel könne entstehen, in dem die Gäste mal für wenige Nächte erleben können sollen, wie es sich anfühlt, inhaftiert zu sein – oder eine große Veranstaltungshalle oder ein Mega-Restaurant.

Die Brüder Kaulitz von der Gruppe „Tokio Hotel“ beteiligten sich in ihrem Podcast an solchen Spekulationen – und heizten damit Mutmaßungen an, sie selbst könnten zu den Kaufinteressenten gehören. Genügend Geld hätten sie ja wohl gehabt. Würde dann die alte JVA Salinenmoor zur Kulisse für die Fernsehshows „Germanys Next Topmodel“ von Heidi Klum werden? Solche Mutmaßungen füllten Mitte 2022 die Zeitungsseiten. Aber es geschah nichts weiter, das dem Finanzministerium untergeordnete „Landesamt für Bau und Liegenschaften“ (NLBL) verhandelte hinter den Kulissen weiter – und kam offenbar zu Ergebnissen.
Wie die NLBL-Sprecherin Ute Stallmeister dem Politikjournal Rundblick erläuterte, sei Anfang Februar ein Verhandlungsgespräch mit einem potentiellen Käufer „erfolgreich“ gewesen. Nun könne das Landesamt den Kaufvertrag vorbereiten – ein Notartermin für die Unterzeichnung indes stehe bisher noch aus. Wie die Cellesche Zeitung berichtete, habe es zunächst Unstimmigkeiten zwischen dem Landesamt und der Stadt Celle gegeben, inzwischen aber seien diese ausgeräumt und das Landesamt berichtet über „intensive Abstimmungen mit der Stadt und den Kaufinteressenten“. Die Sprecherin von Oberbürgermeister Jörg Nigge (CDU) teilt allerdings auf Rundblick-Anfrage nur sehr knapp mit, es gebe „aus Sicht der Stadt keinen neuen Sachstand“. Das Land sei Eigentümerin der Liegenschaft – und daher zuständig.
Nach den Worten von NLBL-Sprecherin Stallmeister wird „ein Bauleitverfahren erforderlich“ sein, dies müsse dann die Stadt leisten. Mit anderen Worten: Die neue Nutzung des Geländes, über die absolutes Stillschweigen gewahrt wird, muss planungsrechtlich von der Stadt Celle noch abgesichert werden. Bisher ist wegen der Tatsache, dass das Gelände im Außenbereich liegt, beispielsweise keine Wohnnutzung erlaubt. Allerdings befinden sich auf dem Gelände des alten Gefängnisses noch einige Wohn- und Verwaltungsgebäude. Inzwischen scheint auch klar zu sein, dass „Tokio Hotel“, die Kaulitz-Brüder oder Heidi Klum nicht zum Kreis der Erwerber gehören werden. Nahe lag bisher die Vermutung, auf dem Gelände könnten Windkraftanlagen oder Solaranlagen im großen Stil errichtet werden – denn derzeit ist jede Fläche, die so genutzt werden soll, aus Klimaschutzgründen willkommen. Es bliebe dann aber der Einwand, dass ein solcher Weg womöglich keine optimale Ausnutzung gewährleistet – auf jeden Fall nicht des Bereichs, der bisher für die Unterbringung der Gefangenen diente.
Ob die Gebäudeteile bei einem Umbau beispielsweise eine Forschungsstätte beherbergen könnten, dürfte eine der zu prüfenden Fragen gewesen sein. Der Außenbereich rund um die alte Haftanstalt ist zudem noch ein Landschaftsschutzgebiet, was wiederum die Nutzung einschränkt. Als das Finanzministerium 2022 auf die Käufersuche ging, lautete der erstgenannte Preis 250.000 Euro. Ein Bieterverfahren schloss sich an mit dem Ziel, für das Gelände und die Bauten womöglich einen weit höheren Erlös erzielen zu können.