Die Sorge vor invasiven Arten in Niedersachsen ist nicht unbegründet: Der Riesen-Bärenklau rollt sein Brandblasen-Franchise flächendeckend vom Harz bis zur Küste aus. Die Nilgans besetzt Stadtteiche wie andere die Liegen am Hotelpool. Und die asiatische Hornisse macht Jagd auf heimische Bienen, ohne sich im Geringsten um Artenschutzprogramme zu scheren.
Der fraktionslose Landtagsabgeordnete Jozef Rakicky hat nun aber eine eher fragwürdige Gefahrenzone ausgemacht. In einer Kleinen Anfrage wollte er von der Landesregierung wissen: „Welche Vornamen sind in Hannover, Braunschweig, Oldenburg, Osnabrück, Wolfsburg, Salzgitter, Göttingen, Hildesheim und Delmenhorst besonders häufig, obwohl sie landesweit eher untypisch sind?“
Geantwortet hat übrigens das Innenministerium – obwohl für ein „Biodiversitäts-Monitoring“ im Geburtenregister eigentlich eher das Umweltressort prädestiniert wäre. Die Top-30-Listen der genannten Städte enthüllen allerdings keine Fremdlingsinvasion, sondern zeigen eher einen ordentlich gestutzten Heckengarten im römischen Stil: Emil, Emilia, Leo, Luca, Paul, Felix, Clara und Klara prägen die vorderen Ränge; hier und da tauchen sogar Luna oder Aurelia auf. In Hannover, Oldenburg und Göttingen ist Emil der König im Blumenbeet; anderswo bleibt er allerdings nur Teil des Mischbestands. Emma und Emilia zählen zu den immergrünen Klassikern.
Die altgedienten Gehölze Alexander, Maximilian und Lukas ziehen sich in den Halbschatten zurück, während kurzsilbige Pionierpflanzen wie Noah, Finn und Theo munter Fläche gewinnen. Die vom Fragesteller beschworenen norddeutschen Wildgewächse – Jonte, Hanno, Joris, Leevke, Fenna – tauchen auf, aber eher als Saumvegetation: nett fürs Artenverzeichnis, keine Gefahr für die Fläche.

Bleibt die Frage, wozu das alles dienen soll. Der Fingerzeig steckt in Frage sechs: „Welche Erkenntnisse liegen der Landesregierung zur Verbreitung von Vornamen mit migrantischem oder mehrsprachigem Hintergrund bei Neugeborenen in niedersächsischen Großstädten vor?“ Das wirkt weniger nach Statistik, mehr nach Sortieranweisung – mit strengem Gärtnerblick darauf, was im Beet als heimisch gelten darf. Man muss kein Botaniker sein, um vermuten zu können, wo sich der Fragesteller einen Rückschnitt wünscht.
In der heutigen Rundblick-Ausgabe haben wir folgende zarte Themen-Pflänzchen für Sie liebevoll kultiviert:
Mit einem herzlichen "Grünes Blatt!" verabschiedet sich
Ihr Christian Wilhelm Link