Niedersachsens Regierungssprecherin Anke Pörksen hat die Niedersachsen dazu ermutigt, die Frage einer Planung des Sommerurlaubs nicht etwaigen Impffortschritten abhängig zu machen. Dies sei auch die deutliche Ansage von Kanzlerin Angela Merkel gewesen, nachdem diese sich vergangene Woche mit den Ministerpräsidenten zusammengesetzt hatte. „Wir müssen schauen, dass auch die noch nicht geimpften Personen ihren Urlaub verbringen können – es kann entsprechende Test- und Hygiene-Konzepte geben“, hob Pörksen hervor. In Niedersachsen haben bisher, wie das Sozialministerium mitteilte, 42,2 Prozent der Bürger über 16 ihre erste Impfung erhalten, 14,8 Prozent bereits die zweite Impfung. Seit zwei Wochen ist die Prioritätengruppe III zugelassen – nach den Menschen über 60 und denen mit bestimmten Vorerkrankungen sind jetzt auch Tätige im Lebensmittel-Einzelhandel und in „relevanter Position“ bei Verwaltungen einbezogen. Für Lehrer, Feuerwehrleute und Pflegepersonal galt das bisher schon.
Wie Sprecherin Stefanie Geisler vom Sozialministerium erläuterte, waren zunächst die Erstimpfungen deshalb ausgesetzt worden, weil vorrangig Zweitimpfungen gegeben werden sollten. Inzwischen aber würden die Erstimpfungen wieder stärker fortgesetzt – allein 11.000 waren es am vergangenen Donnerstag. Auf der Warteliste des Landes für eine Impfung sind inzwischen 633.000 Menschen vermerkt. Der Abbau der Namen auf der Warteliste hängt nun davon ab, wie schnell zusätzlicher Impfstoff bereitgestellt wird. Neben den Impfzentren kommen nun verstärkt auch die Hausarztpraxen zum Zuge, vom 7. Juni an sollen zudem die Betriebsärzte einbezogen werden. Dann besteht für Betriebe mit größeren Belegschaften die Chance, sich zu speziellen Impfterminen in den Behörden oder in der Umgebung des Arbeitsplatzes impfen zu lassen. Wer als „genesen“ eingestuft wird, weil er schon eine Covid-19-Erkrankung hinter sich hat, kann dies über einen entsprechenden PCR-Test nachweisen. Er wird dann von Testpflichten befreit, muss aber nach Ablauf eines halben Jahres eine neue Corona-Schutzimpfung vereinbaren. Diese Absicherung ist eine Empfehlung der Experten. Inwieweit für diejenigen, die schon ihre zweiten Corona-Schutzimpfung hinter sich haben, auch eine Auffrischung erforderlich wird, ist noch nicht geklärt. Spekuliert wird über eine jährliche Impfung, wie sie auch zum Grippeschutz vorgesehen ist, klare Empfehlungen hierzu stehen bislang aber noch aus.
Die unerquickliche Debatte darüber, ob auch Schüler vom 12. Lebensjahr an auf eigenen Wunsch kurz vor Beginn der Sommerferien eine erste Impfung mit Biontech erhalten sollen, hat in der Landesregierung zu Unmut geführt. Regierungssprecherin Pörksen formulierte auf Nachfragen deutliche Kritik an die Adresse von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), der anfangs die Länder ausdrücklich ermutigt habe, diesen Weg einzuschlagen und entsprechende Konzepte auszuarbeiten. Nun aber stelle sich heraus, dass die erhofften zusätzlichen Impfdosen, für Niedersachsen könnten das mehr als 400.000 sein, nicht bereitgestellt werden können. „Herr Spahn hat einen Fehler begangen, als er die zusätzlichen Impfdosen ankündigte und dieses Versprechen nicht gehalten wurde“, sagte Pörksen. Die Ankündigung des Bundes habe sich „in Schall und Rauch aufgelöst“. FDP-Landeschef Stefan Birkner akzeptierte diese Darstellung von Pörksen nicht: „Die Landesregierung hat die Impfung von Schülern vor den Sommerferien freimütig versprochen. Die Verweise auf die Verantwortung anderer angesichts des nun zerfallenen Kartenhauses sind durchsichtige Ausreden. Verantwortungsvoll wäre es gewesen, nur das zu versprechen, was auch sicher eingehalten werden kann. Die Krise kann nur mit Ruhe und Beständigkeit durchgestanden werden und nicht mit hektischen Wahlkampfaktionen.“