19. Juni 2025 · 
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IHK-Chef Graf warnt: Im Westen Niedersachsens findet bereits Deindustrialisierung statt

Foto: Moritz Muench

Marco Graf, Hauptgeschäftsführer der IHK Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim, sieht seine Region mitten in einer handfesten Industriekrise. Im Jahr 2024 sind die Umsätze der regionalen Industrieunternehmen um fast fünf Prozent eingebrochen – deutlich stärker als im niedersächsischen Landesdurchschnitt (minus 0,5 Prozent) und im Bund (minus 3,4 Prozent). „Anders als in früheren Jahren sehen wir nun auch in unserer Region eine Deindustrialisierung. Die Einschläge kommen also nicht nur näher. Sie sind jetzt da“, sagt Graf. Besonders betroffen sind Schlüsselbranchen wie der Maschinenbau und die Herstellung von Metallerzeugnissen. Vor allem im Emsland und in der Grafschaft Bentheim gingen zahlreiche Industriearbeitsplätze verloren. Die Inlandsnachfrage brach deutlich ein, während die Auslandsumsätze leicht zulegen konnten. Dennoch liegt die Exportquote der Region mit 42 Prozent weiterhin unter dem Landesdurchschnitt (47,7 Prozent) und dem Bundeswert (50,5 Prozent). Graf begrüßt das Investitionssofortprogramm der Bundesregierung, etwa die geplante Absenkung der Körperschaftsteuer und verbesserte Abschreibungsregeln. „Die Vorschläge der Bundesregierung reichen jedoch noch nicht aus und kommen teilweise auch zu spät, um eine echte Trendwende einzuleiten“, sagt er. Die IHK hat ein eigenes 100-Tage-Programm vorgelegt – mit Forderungen nach einem tiefgreifenden Bürokratieabbau, steuerlichen Anreizen und flexibleren Arbeitszeitmodellen. Graf sieht darin die letzte Chance, ein drittes Rezessionsjahr abzuwenden.

Dieser Artikel erschien in Ausgabe #115.
Christian Wilhelm Link
AutorChristian Wilhelm Link

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