
Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands der Deutschen Kautschukindustrie (ADK), freut sich über einen schnellen Tarifabschluss für die bundesweit 70.000 Beschäftigten in der Kunststoff- und Kautschukbranche. „Wir sind sehr, sehr zufrieden. In einem geradezu hysterisch aufgeregten Umfeld haben beide Sozialpartner gezeigt, wie man geräuschlos und professionell eine Einigung findet“, sagt Schmidt und fügt hinzu: „Unterm Strich ist das ein absolut fairer Abschluss.“ Bei einem Verhandlungsmarathon in Fulda hatten sich die Arbeitgeber mit der IGBCE auf eine Lohnerhöhung von durchschnittlich 8,1 Prozent zuzüglich eines steuerfreien Inflationsgelds in Höhe von 3000 Euro netto geeinigt. Die Gehälter steigen in drei Stufen um Festbeträge von 60 bis 110 Euro, wovon vor allem die Geringverdiener der Branche profitieren. „Es war klar, dass wir die extreme Inflation tarifpolitisch nicht auffangen können. Der Fokus lag auf den unteren Beschäftigungsgruppen“, sagt IGBCE-Verhandlungsführer Marc Welters. Dort betrage das Lohnplus sogar 10 bis 12 Prozent.
Als einen für die heutige Zeit außergewöhnlichen Erfolg wertet Schmidt auch die lange Laufzeit der Tarifeinigung: „Wir haben jetzt bis zum Auslaufen insgesamt 27 Monate, in denen die Arbeitgeber mit klaren Rahmendaten arbeiten können.“ Diese Verlässlichkeit sei angesichts der dramatisch gestiegenen Energiekosten für die Wettbewerbsfähigkeit des Kautschukstandorts Deutschland besonders wichtig. Etwa die Hälfte der Beschäftigten der Branche arbeitet bei Automobilzulieferern. Regionale Schwerpunkte liegen unter anderem in Hannover, Hann. Münden, Hamburg, Hanau, Fulda, Breuberg oder Riesa. Zu den größten Arbeitgebern zählen Goodyear, Pirelli und Contitech.
Welters bedauert zwar, dass es nicht gelungen sei, das Ost-West-Tarifgefälle noch stärker auszugleichen. Eine Verkürzung der Arbeitszeit sei in den Tarifverhandlungen kein Thema gewesen. „Angesichts des Fachkräftemangels ist eine 4-Tage-Woche im Moment gar nicht umsetzbar“, sagt Welters. Um den Berufseinstieg attraktiver zu machen, steigen auch die Azubi-Gehälter in drei Stufen, ferner erhalten die Lehrlinge ein Inflationsgeld von 1000 Euro. Für IGBCE-Mitglieder hat die Gewerkschaft einen 200-Euro-Bonus ausgehandelt, der im Mai 2024 ausgezahlt wird.