Horst Fricke, Vorsitzender der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) von 1984 bis 2001, ist im Alter von 82 Jahren unerwartet gestorben. Der streitbare Gewerkschaftsfunktionär, der als junger Mann den ebenfalls bei der ÖTV tätigen früheren KPD-Vorsitzenden Ernst Torgler kennengelernt hatte, prägte in den achtziger und neunziger Jahren die DGB-Gewerkschaft, die damals 170.000 Arbeiter, Angestellte und Beamte in Niedersachsen und Bremen vertrat.
In der Zeit der SPD-Alleinregierung unter Ministerpräsident Gerhard Schröder von 1994 bis 1998 gehörte Fricke zu den massivsten Kritikern der damals angeschobenen Verwaltungsreform. Immer wieder trat er, der seinen Berufsweg selbst bei der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG) begonnen hatte, seinerzeit zusammen mit dem DAG-Landesleiter Wolfgang Denia in Erscheinung. Beide, Fricke und Denia, wurden nach geraumer Zeit als enges Team wahrgenommen. Sie besiegelten schon 1994 eine Zusammenarbeit in Niedersachsen, dies kann als ein starker niedersächsischer Beitrag zur Zusammenführung von ÖTV und DAG verstanden werden, neben anderen bildeten ÖTV und DAG dann sechs Jahre später bundesweit den Grundstein für die neue Dienstleistungsgewerkschaft Verdi.
Noch in zweiter Hinsicht war Fricke eine Art „Geburtshelfer“ für Verdi: Als der ÖTV-Bundesvorsitzende Herbert Mai im Jahr 2000 wegen des schwachen Zuspruchs zur Verdi-Gründung resigniert das Handtuch warf, war es Fricke, der im entscheidenden Moment den Namen des damals noch unbekannten hannoverschen Personaldezernenten Frank Bsirske aus dem Hut zog. Tatsächlich wurde in dieser Lage Bsirske, obwohl nicht SPD-, sondern Grünen-Mitglied, zum ersten Verdi-Chef gewählt – und er blieb es 18 Jahre lang. Fricke engagierte sich nach Ende seiner Zeit bei der Gewerkschaft ehrenamtlich im Vorstand der Deutschen Rentenversicherung Braunschweig-Hannover.Dieser Artikel erschien in Ausgabe #007.