8. Okt. 2018 · 
Kolumne

Heute wird mal ein bisschen Porzellan zerschlagen

vor einigen Jahren zog meine Großmutter ins Seniorenheim und lud uns zur  Haushaltsauflösung ein. Das Geschirr verteilte sie zwischen mir, meiner Schwester, meiner Mutter und meiner Tante. Nun muss man wissen, dass sie früher in einer Keramikfabrik gearbeitet hat und es in den sechziger Jahren nicht unüblich war, dass die Belegschaft mit Ware statt Geld entlohnt wurde, wenn der Unternehmer mal wieder knapp bei Kasse war. So waren wir nur mäßig überrascht, das Haus wortwörtlich vom Keller bis zum Dachboden vollgestopft mit Geschirr vorzufinden. Allerdings stellte die Menge aus Sicht meiner Oma kein Problem dar, Geschirr könne man schließlich nie genug haben. Und als ich mir sechs Gedecke zusammengestellt hatte, drückte sie mir noch sechs weitere in die Hand: "Nimm doch gleich für Zwölfe, Kind, was du hast, haste." Dass ich weniger mehr schätze und ganz sicher keine zwölf Leute zum Kaffee zu mir nach Hause einladen werde: geschenkt! Dabei bin ich mit dieser Ansicht nicht allein. Denn an keinem Gegenstand lässt sich der Wandel der Konsumkultur und der Niedergang der Fachgeschäfte wohl so gut beschreiben wie am Geschirr. Die harten Fakten zum Porzellan und damit auch zum Wandel unseres Konsumverhaltens haben das Landesamt für Statistik und ich heute hier zusammengefasst.
Jede Woche eine neue Krone In unserem Newsletter "Niedersachsen am Sonntag" (kostenloses Abo hier) haben wir am gestrigen Sonntag einen Mann gekrönt, der in dieser Woche mal nicht durch große Reden aufgefallen ist. Auch die Geste war klein, aber entfaltete eine große Wirkung. Denn sie zeigte, dass dieser Politiker ein Gespür hat für symbolische Momente zum richtigen Zeitpunkt. Schon eine Ahnung, wer es sein könnte? 
Um harte Fakten und gefühlte Wahrheiten ging es dagegen im Interview, das der Kollege Klaus Wallbaum mit der AfD-Fraktionschefin Dana Guth geführt hat. Etwas irritiert war ich über die Aussage, dass die Menschen in Niedersachsen das Gefühl hätten, mit einem Sprechverbot belegt zu sein. Das Gefühl habe ich nicht, schließlich labere ich Sie jeden Morgen an dieser Stelle mit allem zu, was mir so in den Kopf kommt. Aber bilden Sie sich doch lieber selbst ein Urteil, das Interview lesen Sie hier.  Von einem Sprechverbot will auch der Kollege Martin Brüning nichts wissen. Ein Jammerverbot dagegen könnte bei ihm durchaus Anklang finden. Denn wenn es um die Berufswahl geht, dann laufen die Deutschen in puncto Meckern zu Höchstform auf. Pfleger? Nee, zu schlecht bezahlt. Lehrer? Nee, zu wenig Anerkennung. Polizist? Nee, zu viel Schichtdienst. Jurist? Nee, zu viel Konkurrenz. Journalist? Nee, alle bisher genannten Gründe. Dabei täte es ganz gut, sich mal wieder die Geschichten abseits der Lamentos anzuhören, meint der Kollege in seinem Kommentar. Denn jeder Job hat natürlich Nachteile. Aber auch viele Vorteile. Kann ich nur unterschreiben, denn es gibt einen entscheidenden Grund, warum ich als Journalistin arbeite: Ich habe Spaß daran. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Start in die eue Woche, Isabel Christian
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #176.
Klaus Wallbaum
AutorKlaus Wallbaum

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