22. März 2020 · 
Kolumne

Helden gesucht!

Liebe Niedersachsen, kürzlich stieß ich wieder auf die Fernsehserie "Percy Stuart", die Älteren erinnern sich möglicherweise. Die Serie war Ende der sechsziger und Anfang der siebziger Jahre ein Quoten-Hit. Grundthema: Stuart, gespielt von Claus Wilcke, möchte in den Londoner "Excentric-Club" aufgenommen werden und muss dafür knifflige und gefährliche Aufgaben lösen. [caption id="attachment_48613" align="alignnone" width="300"] Ein Mann, der alles kann: Percy Stuart - Foto: ZDF[/caption] Dass Percy Stuart genau der Held ist, den wir gerade brauchen, macht schon der Songtext der Serie deutlich - hier ein Ausschnitt:

Wer die Welt und jeden Kontinent


Und die sieben weiten Meere kennt


Ist ein Mann mit tausend Träumen


Den man Percy Stuart nennt


Percy Stuart, das ist unser Mann


Ein Mann, ein Mann, ein Mann der alles kann


Jetzt stellt sich natürlich die Frage nach dem Percy Stuart unserer Zeit, und da dürfte einigen möglicherweise zuerst Markus Söder einfallen, der gerade Stärke zeigt und darüber hinaus vermutlich keine Probleme hätte, im Excentrik-Club als Mitglied aufgenommen zu werden. Texten Sie doch die Zeilen oben schon einmal probeweise um:

Markus Söder, das ist unser Mann


Ein Mann, ein Mann, ein Mann der alles kann


Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil kommt in der Corona-Krise für die Percy Stuart-Rolle übrigens nicht in Frage. Natürlich nur, weil das mit der Silbenzahl im Song-Text nicht aufgeht, oder was dachten Sie jetzt...? [caption id="attachment_48616" align="alignnone" width="692"] Foto: ZDF, Söder, MB:[/caption] Weils Genossen Hubertus Heil, allseits beliebter Bundesarbeitsminister aus Peine, plagen derweil ganz andere Sorgen. Der sucht gerade auf Twitter, wo er denn bitteschön die Tweets seiner Parteivorsitzenden @saskiaesken stummschalten kann (kleiner Tipp: auf das kleine Häkchen rechts oben klicken). Esken überrascht in dem ihr ganz eigenen Attacke-Modus derzeit nicht nur mit der ungewöhnlichen Verwendung des Begriffs "Ordnungspolitik"... https://twitter.com/EskenSaskia/status/1240978930565341189 ...sondern vergisst auch mitten in der Krise den Klassenkampf nicht: https://twitter.com/EskenSaskia/status/1241626496655142913 Merke: Auch in der Krise bitte die sozialistische Revolution aus den Augen verlieren. Während Hubertus Heil noch nach dem "Stummschalten"-Button sucht, wundert man sich übrigens darüber wie viele vernünftige Kommentare es unter Eskens Tweet auf Twitter gibt. Wenn hier auf einmal die Vernunft ins Spiel kommt und nicht mehr die Verrückten in den sozialen Medien das Sagen haben, muss die Krise wirklich schon weit gediehen sein. Bleiben wir doch noch kurz beim Thema Klassenkampf und überlegen, wie viel Mitleid man wohl mit einem Unternehmer haben darf. Am Freitag ging der hannoversche Bäcker Gerhard Bosselmann, Besitzer von 205 Geschäften, mit einem bewegenden Video an die Öffentlichkeit. Schon kurz später konnte ich mit ihm vor einem seiner Läden in der City von Hannover mit ihm sprechen, und es sagte mir: "Ich habe Angst um mein Lebenswerk". Mein Audio-Interview mit Bosselmann hören Sie hier in der kompletten Fassung: https://soundcloud.com/user-385595761/gerhard-bosselmann-ich-habe-angst-um-mein-lebenswerk Schon wenig später kursierte allerdings eine interne Dienstanweisung Bosselmanns im Netz, die den Bäcker nicht so gut aussehen lässt. Krankmeldungen wegen Erkältung ohne Fieber würden demnach nur mit vorgelegter Corona-Testierung akzeptiert. Andernfalls gebe es keine Lohnfortzahlung. Und er droht Mitarbeitern mit Entlassung, die sich in ihrer Freizeit auf Partys und Kindergeburtstagen herumtreiben. Bosselmann selbst begründete seine Wortwahl damit, dass man deutlich werden müsse, wenn Einzelne den ganzen Betrieb gefährdeten. [caption id="attachment_48610" align="alignnone" width="639"] Screenshot: MB.[/caption] Was zeigt uns das? Sogar in der Krise liegt die Wahrheit immer noch in der Mitte. Man kann als Unternehmer von großer Angst geplagt sein und gleichzeitig durch eine überzogene Wortwahl in internen Anschreiben berechtigte Kritik auf sich ziehen. Unternehmer machen Fehler und sind nicht perfekt, und viele Mitarbeiter übrigens auch nicht. Das ist ja gerade die Schwierigkeit beim Klassenkampf... Sie sehen schon: Helden sind in diesen Zeiten schwer zu finden. Wer ist schon ohne Fehler? Außer Percy Stuart. Und Markus Söder natürlich. So, und jetzt bitte alle laut mitsingen: https://www.youtube.com/watch?v=3NNJXFIC4r8

Ich wünsche Ihnen einen heldenhaften Wochenstart - bleiben Sie gesund

Martin Brüning

Martin Brüning
AutorMartin Brüning

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