12. Juli 2022 · Landwirtschaft

Genom-Untersuchung soll Ursache des Schweinepest-Ausbruchs im Emsland klären

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist nicht heilbar und für die Tiere tödlich. Im Emsland müssen deswegen tausende Schweine geschlachtet werden. | Foto: Friedrich-Loeffler-Institut

Niedersachsens Agrarministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) und ihr Staatssekretär Prof. Ludwig Theuvsen erhoffen sich in Kürze neue Erkenntnisse über den Ursprung des Erregers der „afrikanischen Schweinepest“ (ASP). Seitdem am 2. Juli der ASP-Verdachtsfall in einem Sauenbetrieb in Emsbüren (Landkreis Emsland) bestätigt wurde, rätseln die Fachleute über den Hergang des Eintrags. Infizierte Wildschweine wurden keine entdeckt, eine Verunreinigung des Schweinestalls durch Mitarbeiter des Familienbetriebs oder durch Tiernahrung wurden bislang ausgeschlossen. Das für Tierseuchen zuständige Friedrich-Loeffler-Institut nimmt derzeit eine Genom-Sequenzierung vor, die Auskunft darüber geben kann, wo der Virus-Typ zuvor aufgetreten ist.

Eine solche Untersuchung bei einem ASP-Ausbruch in einem Schweine-haltenden Betrieb in Brandenburg hatte die Erkenntnis geliefert, dass der vorgefundene Erreger-Typ bislang nirgends in Deutschland, etwa bei den ASP-Ausbrüchen bei Wildschweinen, vorgefunden wurde. Diese Tatsache erhärtete den Verdacht, dass osteuropäische Saisonarbeitskräfte das extrem umweltresistente Virus mitgebracht haben könnten. Das ASP-Virus kann an Kleidung oder Fahrzeugen haften und dadurch weiterverbreitet werden, es ist aber auch in kontaminiertem Frischfleisch für Schweine noch hochansteckend – für den Menschen ist es ungefährlich.

Unterdessen gehen die Planungen für die Schlachtung der knapp 200.000 Schweine innerhalb der Restriktionszone weiter. Dieses Sperrgebiet erstreckt sich in einem Zehn-Kilometer-Radius rund um den Ausbruchsbetrieb. Die Tiere dürfen dieses Gebiet nicht verlassen, sie müssen aber beizeiten geschlachtet werden. Prof. Theuvsen erklärte, es gehe dabei um bis zu 6000 Schlachtungen pro Woche. Aus Sicherheitsgründen darf das Fleisch anschließend nicht als Frischfleisch (also etwa Aufschnitt), sondern nur in einer erhitzten Variante (Dosenfleisch) vertrieben werden. Auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass ein vermeintlich vorhandener Erreger abgetötet wurde und nicht über beispielsweise unachtsam weggeworfene Wurstbrote an Wildschweine weitergegeben wird. Die Ertragsverluste durch diesen Vertriebsweg werden zwar nicht über die Tierseuchenkasse ausgeglichen, erklärte Otte-Kinast. Allerdings hätten etwa 80 Prozent der Betriebe eine sogenannte Ertragsschadenversicherung, die in solchen Fällen aushelfen kann.

Prof. Ludwig Theuvsen | Foto: ML/David Harreno Hansen

Wie lange die Restriktionszone aufrechterhalten wird, ist derweil noch nicht geklärt. Die EU-Kommission wird demnächst darüber entscheiden. Prof. Theuvsen erklärte, dass die Schutzmaßnahmen maximal 90 Tage andauern könnten, eine Verkürzung auf 60, 45 oder 30 Tage nach Feststellung des Ausbruchs seien möglich, wenn die Kommission die ergriffenen Maßnahmen als ausreichend erachtet. Die Chancen dafür stehen gut, denn die „tierseuchenerprobten“ Landkreise handelten sehr restriktiv. Der Staatssekretär versicherte zudem, dass die EU-Kommission die Keulung sämtlicher Tiere in dem Kontaktbetrieb, der Ferkel aus dem betroffenen Sauenbetrieb erhalten hatte, mit Sicherheit auch verlangt hätte.

In der vergangenen Woche musste Agrarministerin Otte-Kinast die Tötung von 1800 Tieren anordnen, zuvor waren bereits die Tiere aus dem Ursprungsbetrieb tierrechtskonform gekeult worden. Dieser Schritt sei auch deshalb sehr rasch beschlossen worden, weil ein weiterer bestätigter ASP-Ausbruch eine neue Restriktionszone verlangt hätte, erklärte Otte-Kinast. Der Kontaktbetrieb liegt außerhalb des Radius der ersten Schutzzone. Ein Ausbruch hätte also für zahlreiche weitere Betriebe massive Einschränkungen bedeutet, was man verhindern wollte.

Auf die Frage, ob die Einschränkungen bei der Schweine-Schlachtung im Emsland und der ebenfalls zum Teil betroffenen Grafschaft Bentheim zu einer Knappheit an Schweinefleisch in Deutschland führen, erläuterte Prof. Theuvsen, dass statistisch etwa der Bedarf von zwei Tagen fehle. Entgegen anderslautenden Aussagen der Grünen habe Deutschland beim Schweinefleisch eine Selbstversorgerquote von 70 Prozent, 30 Prozent des Bedarfes werden also importiert. Die vermeintliche Weltmarktorientierung der Schweineproduktion ergebe sich daraus, dass hierzulande nicht alle Bestandteile des Schweins verzehrt würden, wie etwa Ohren oder Schnauzen. In anderen Regionen der Welt gelten diese Teile aber als Delikatesse. Da weite Teile Asiens den Import deutscher Schweine-Produkte aufgrund der ASP-Fälle derzeit ablehnen, würden diese Bestandteile aktuell eher zu Tierfutter oder Schmierfetten weiterverarbeitet, so Prof. Theuvsen.

Dieser Artikel erschien am 13.7.2022 in Ausgabe #131.
Niklas Kleinwächter
AutorNiklas Kleinwächter

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