Liebe Niedersachsen,
Achtsamkeit war vor ein bis zwei Jahren ein gerne genutztes Modewort. Man war nicht nur aufmerksam, nein, man war achtsam. Jetzt wird das Wort abgelöst durch die neue GroKo-Vokabel „Geborgenheit“. Fühlen Sie sich in Niedersachsen auch so wunderbar geborgen? Damit es so bleibt, arbeitet der Landtag heute seine Geborgenheits-Agenda ab. Erst geht es um das Polizeigesetz, das uns Sicherheit UND Geborgenheit verschaffen soll. Wer sich immer noch nicht geborgen genug fühlt, kann sich jederzeit in Präventivhaft nehmen lassen. Das ist die extremste Form der Geborgenheit.
Etwas undankbar sind Grüne und FDP, die von dem geplanten Geborgenheits-Gesetz nicht unbedingt überzeugt sind. Grünen-Fraktionschefin Anja Piel hadert vor allem mit ihrem ehemaligen Koalitionspartner SPD, den sie sich gestern verbal vorgeknöpft hat. Den O-Ton hören Sie direkt hier:
https://soundcloud.com/user-385595761/polizeigesetz-piel-knopf-sich-die-spd-vor
Geborgen fühlt man sich vielleicht auch, wenn man nicht überall und ständig erreichbar ist.Insofern sind Funklöcher eigentlich eine gute Sache. Schade, dass es in Niedersachsen so wenige davon gibt. What? Zu wenige? Was ist nur mit diesem Tageskolumnisten los, mögen Sie jetzt denken. Aber wer sich die Daten zur Mobilfunkversorgung einmal ansieht, stellt fest, dass in zahlreichen anderen Bundesländern die Funklöcher noch viel größer sind. Sie lesen es heute im Rundblick.
Vielleicht erinnern Sie sich ja noch, dass "Geborgenheit" 2004 im Rahmen eines internationalen Wettbewerbs zum zweitschönsten Wort der deutschen Sprache gekürt wurde. Auf dem ersten Platz landete das Wort Habseligkeiten. Dieser Begriff passt dann eher zur gestern von Finanzminister Reinhold Hilbers vorgestellten Steuerschätzung, aber das wäre eine ganz andere Tageskolumne.
Ich wünsche Ihnen einen Dienstag voller Geborgenheit
Martin Brüning