6. Dez. 2020 · Bildung

Freie Schulen schließen sich zu breitem Bündnis zusammen

In Niedersachsen haben sich die freien Schulen jetzt zu einem breiten Bündnis zusammengeschlossen, um sich gegen die aus ihrer Sicht seit Jahren anhaltende Unterfinanzierung durch das Land zu wehren. Seit sieben Jahren weisen freie Schulen darauf hin, dass sie gegenüber staatlichen Schulen vom Land strukturell benachteiligt werden, die Finanzhilfe für Schulen in freier Trägerschaft sei wesentlich geringer als in fast allen anderen Bundesländern. In ihrer Bündniserklärung, die dem Politikjournal Rundblick vorliegt, fordern die Vertreter der Schulen und Schulträger eine auskömmlichen Finanzierung, die den Schulen eine gleichwertige Ausstattung ermöglicht sowie die Chance, den Lehrkräften die gleichen Gehälter zu zahlen. [caption id="attachment_12437" align="alignnone" width="780"] Freie Schulen sehen sich gegenüber staatlichen Schulen im Nachteil - Foto: weseetheworld[/caption] In den vergangenen Jahren hatten viele freie Schulen zum Beispiel Tarifsteigerungen für Lehrkräfte nur über ein höheres Schulgeld finanzieren können. Das kann aber für das neue Bündnis nicht das Ziel sein. „Freie Schulen wollen und müssen das Schulgeld so gering wie möglich halten, damit sie allen Schülern, unabhängig von den wirtschaftlichen Verhältnissen ihrer Eltern, offenstehen“, schreiben sie in ihrer Erklärung, schon zuvor sagen die privaten Schulen die finanziellen Schmerzgrenzen für die Eltern erreicht. Das Bündnis verweist auch auf den Koalitionsvertrag von SPD und CDU, demzufolge vorgesehen war, „die Finanzhilfen für bestehende und neu gegründete Schulen in freier Trägerschaft zu überprüfen und angemessen weiterzuentwickeln.“ Zwar war immer wieder aus dem Kultusministerium zu hören, man arbeite an einem Konzept für eine überarbeitete Finanzhilfe, bisher ließ dieses Konzept aber auf sich warten. https://soundcloud.com/user-59368422/der-philologentag-2020-als-rundblick-podcast Neben der Forderung nach mehr Geld geht es den freien Schulen auch um eine transparente Berechnung der Ausgaben des Landes und der Kommunen pro Schüler. Das aktuelle Verfahren sei nicht nachvollziehbar. Das System gilt inzwischen als so unübersichtlich, dass selbst Experten kaum noch genau errechnen können, wie die Stundensätze in der Finanzhilfe eigentlich zustande kommen. Faktisch wird den freien Schulen zufolge nur ein Teil der Personalkosten erstattet, eine anteilige Erstattung von Sachkosten fehle vollkommen. Zudem blieben weitere Kosten, die das Land zum Beispiel für Schulsozialarbeit oder Pflege und digitale Medien übernimmt, bisher ebenfalls unberücksichtigt.

Das Bündnis vertritt Schulen mit 73.000 Schülern

Erst vor gut zwei Monaten hatte es einen Konflikt zwischen dem Land und den freien Schulen um Mehrkosten durch Corona-Maßnahmen gegeben. Bei den freien Trägern stellte man fest, dass sich bei den staatlichen Schulen zum Beispiel die Kommunen als Träger um die Gebäude und deren Ausstattung kümmerten, während die freien Schulen auf sämtlichen Kosten sitzenblieben. So stellte man fest, dass beispielsweise die Preise für Seifenspender in dem Zeitraum stark angezogen hatten. Das neue „Bündnis Freie Schulen Niedersachsen“ verritt die Interessen von Schulen mit über 73.000 Schülern im Land. Die größten Mitglieder sind die Arbeitsgemeinschaft Freier Schulen (AGFS) mit 120 Mitglieder und der Verband Privater Schulen (VDP), der 43 Schulen vertritt. Mit an Bord des Bündnisses sind unter anderem auch der Fachverband diakonische Schulen, katholische Schulträge sowie freie Waldorf- und Montessorischulen. Es sei an der Zeit, ein Bündnis zu schmieden, „um die Interessen der freien Schulen gegenüber Politik und Verwaltung geeint und in Verbundenheit zu vertreten“, heißt es in der Bündniserklärung.
Martin Brüning
AutorMartin Brüning

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