Forschung in Museen: Volkswagenstiftung sieht Politik in der Pflicht
Wilhelm Krull, Generalsekretär der Volkswagenstiftung, plädiert dafür, die Forschung in Museen besser auszustatten. Vor zehn Jahren startete die Stiftung eine Initiative, mit der konkret dieser Bereich gefördert werden sollte. „Bei unserer Auftaktveranstaltung haben viele Museumsschaffende moniert, dass die Universitäten und Forschenden gar nicht an den Sammlungen an sich interessiert seien, sondern sich nur für Sensationsfunde begeistern könnten, um daraus möglichst spektakuläre Publikationen herauszuschlagen“, sagt Krull.
Die zentralen Aspekte der Museumsarbeit seien immer mehr in den Hintergrund getreten. Klassische Museumsaufgaben wie das Sammeln, Bewahren, Forschen und Vermitteln seien personell und finanziell zugunsten des Ausstellungs- und Eventbereichs beschnitten worden, kritisiert die Stiftung.
- 10 Thesen für mehr Forschung in Museen:
- Für eine demokratische Gesellschaft sind Museen als Orte ihres kulturellen, historischen und naturbezogenen Gedächtnisses unverzichtbar.
- Die Institution Museum muss ihren wissenschaftlichen Charakter erhalten. Denn Museen sind Schaufenster für Forschungsergebnisse und -prozesse.
- 90 % der Sammlungen lagern in Depots. Forschungsprojekte erschließen diese ungehobenen Schätze geradezu beispielhaft.
- Das wissenschaftliche Aufarbeiten von Sammlungen schafft eine wichtige Basis für Ausstellungen. Museen sparen sich dadurch teure Neuankäufe oder kostspielige Leihausstellungen.
- Museen müssen Provenienzforschung betreiben, um ihre gesellschaftliche Position in der Zukunft zu behaupten.
- Wenn Museen und Universitäten kooperativ und sammlungsbezogen forschen, unterstützen sie den Erhalt von „kleinen Fächern“ und die damit verbundene notwendige Wissensvielfalt.
- Es braucht mehr wissenschaftliches Personal an den Museen, um ausgehend vom Objekt spezifische Fragestellungen und Forschungsperspektiven entwickeln zu können.
- Universitäre Lehre erhält innovative Impulse von praxisnaher Forschung an Sammlungen.
- Nur visionäre Museumsleitungen sowie mutige Entscheidungsträgerinnen und -träger an Universitäten können neue Wege in der Forschungskooperation einschlagen.
- Politisch Verantwortliche – insbesondere in den Ländern und Kommunen – stehen in der Pflicht, die Forschung in Museen als Basis aller musealen Aufgaben finanziell, ideell und personell zu stärken.
Zum zehnjährigen Jubiläum ihrer Initiative hat sie zehn Thesen zum Thema aufgestellt. Sie sieht unter anderem die politisch Verantwortlichen, vor allem in Ländern und Kommunen, in der Pflicht. Sie müssten die Forschung in Museen als Basis aller musealen Aufgaben finanziell, ideell und personell stärken. Zudem brauche es mehr wissenschaftliches Personal in Museen. Das wissenschaftliche Aufarbeiten von Sammlungen schaffe auch eine wichtige Basis für Ausstellungen. „Museen sparen sich dadurch teure Neuankäufe oder kostspielige Leihausstellungen“, so die Volkswagenstiftung.