16. Nov. 2020 · Bildung

FDP und GEW fordert schnelle Investitionen in Schulen

Die FDP, die Gewerkschaft GEW und der Wirtschaftsrat der CDU, der sich als parteiunabhängig begreift, verstärken zum Wochenbeginn ihre Kritik an der von Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) verantworteten Schulpolitik. Der FDP-Landesvorsitzende Stefan Birkner erklärte nach der teilweise aufregenden Plenardebatte in der vergangenen Woche: „Herr Minister Tonne und Herr Ministerpräsident Weil haben für ihre Kultuspolitik keine Mehrheit im Landtag mehr. Die deutliche Kritik des Koalitionspartners CDU an der Arbeit des Ministers zeigt an, dass ein Strategiewechsel sofort nötig wird – nicht erst in einigen Wochen.“ [caption id="attachment_55104" align="alignnone" width="780"] Foto: kw[/caption] Der FDP-Kultusexperte Björn Försterling ergänzte, weder das Lüftungskonzept für die Klassenräume noch die Organisation der Schülerbeförderung seien zufriedenstellend. Im Übrigen verstehe er nicht, warum es so schwer sein sollte, die mehr als 70.000 Lehrer und pädagogischen Hilfskräfte an den Schulen mit den sicheren FFP-2-Masken auszustatten. „Wenn es dem Land Bremen gelingt, für 140.000 Menschen über 65 kostenlos diese Mundschutze zu verteilen, dann muss das doch in Niedersachsen auch klappen können.“ Nach den Worten von Birkner gleicht die gängige Reaktion des Kultusministeriums auf die Rufe nach einer anderen Corona-Politik einem „Realitätsverlust“. Aus dem Ministerium hatte es zuletzt geheißen, die Schulen in Niedersachsen seien „pandemiefest“.
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Die FDP hat noch einmal ihren Forderungskatalog vorgelegt und unterstrichen. Darin fehlt allerdings der von manchen erwartete Hinweis, man solle für alle Schulen ab der fünften Klasse das sogenannte „Wechselmodell“ durchsetzen – einen Wechsel zwischen Präsenzunterricht und Homeschooling für jede zweite Klasse im Abstand von ein oder zwei Wochen. Bisher sind derartige Möglichkeiten nur gegeben, wenn die Inzidenzzahlen nach oben schnellen und Corona-Fälle an der jeweiligen Schule aufgetreten sind. Auch die FDP will daran bisher nicht rühren. Sie schlägt aber andere Schritte vor: Luftfilteranlagen anschaffen: Die FDP spricht sich für ein Förderprogramm aus, das den Kommunen als Schulträger einen Einbau von Luftfilteranlagen in den Klassenräumen ermöglichen soll, die sich anders schlecht lüften lassen. FFP-2-Masken für die Lehrer und Abstände: Die Lehrer und Mitarbeiter an Schulen solle das Land mit FFP-2-Masken ausstatten. Für Schüler sei ab der fünften Klasse das Tragen einer Maske im Unterricht auch zumutbar. Die digitale Verfügbarkeit von Lehrinhalten solle verstärkt werden, dabei sollten Lehrer auch auf Vorbereitungen von Kollegen zurückgreifen können. Bessere Quarantäne: Sobald ein Kind in der Schule positiv getestet wurde, solle nicht nur der Sitznachbar getestet und in Quarantäne geschickt werden, das gesamte Umfeld müsse überprüft werden. Die Schülerbeförderung müsse mit dem Einsatz von mehr Bussen besser organisiert werden. Freiheit für Schulleiter: Die FDP wirbt dafür, den Schulleitern selbst Freiheiten einzuräumen, bei einer Zunahme von Inzidenzen oder bei Auftreten von Corona-Fällen eigenständig weitere Schutzmaßnahmen zu verhängen. Parallel sollten größere freie Räume bereitgestellt werden, in denen Schüler lernen oder auch ihre Klassenarbeiten schreiben können – etwa Büchereien, Mensen, Turnhallen oder auch Restaurants, die man dafür anmieten könne. Früher in die Weihnachtsferien: Nachdrücklich unterstützt die FDP die von der CDU erhobene und vom Kultusministerium verworfene Forderung, die Weihnachtsferien um zwei Tage auf den 21. Dezember vorzuziehen, damit vor Weihnachten die Abwesenheit der Kinder auf fünf Tage erhöht wird – ein Schritt, der das Ansteckungsrisiko verringern soll. Die Gewerkschaft GEW hat gefordert, die Schulen besser auszustatten – mit Spuckschutzwänden und ausreichen Waschmöglichkeiten beispielsweise. Der CDU-nahe, aber parteiunabhängige Wirtschaftsrat spricht sich für eine „Doppelspitze“ an jeder Schule aus – neben dem pädagogischen Leiter solle eine Verwaltungskraft bestellt werden, die keine Lehrerausbildung benötige. Kritik übt der Wirtschaftsrat an der Inklusion, denn dieses Modells sei „gescheitert“, sagte Thorsten Bund, Vorsitzender des Landesfachbeirates Bildungspolitik beim Wirtschaftsrat.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #205.
Niklas Kleinwächter
AutorNiklas Kleinwächter

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