2. Apr. 2018 · 
Bildung

FDP: Land soll Vergütung für angehende Erzieher aus dem Landesetat zahlen

Die FDP wendet sich gegen die Pläne der Großen Koalition, die Ausbildung für angehende Erzieher in Kindergärten grundlegend zu ändern (der Rundblick berichtete). Stattdessen soll es bei der auf Fachschulen konzentrierten, vier Jahre dauernden Ausbildung bleiben. Damit der Beruf attraktiver wird angesichts des sich bereits abzeichnenden Bewerbermangels, solle aber das Land aus dem Landesetat eine Vergütung für die Auszubildenden zahlen. „Die größte Hürde auf dem Weg zum Erzieher, nämlich für die eigene Lehre noch Geld bezahlen zu müssen, wäre so ausgeräumt“, sagt der schulpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Björn Försterling. Er schlägt für angehende sozialpädagogische Assistenten einen Betrag von 500 Euro monatlich vor, für angehende Erzieher von 700 Euro. Dies solle schon zum 1. Januar 2019 in Kraft treten und würde nach Berechnungen der FDP jährliche Kosten für den Landeshaushalt von 145 Millionen Euro verursachen. In Niedersachsen gibt es derzeit 8500 Auszubildende zum sozialpädagogischen Assistenten und 5500 für den Erzieherberuf. Im vergangenen Jahr, sagt Försterling, hätten landesweit in den Kindertagesstätten bereits 1200 Erzieher gefehlt. https://soundcloud.com/user-385595761/was-ist-antrengender-ein-tag-in-der-kita-oder-ein-tag-im-landtag Der Vorschlag der FDP geht jetzt auf Distanz zu den Überlegungen in der SPD/CDU-Koalition, die Ausbildung zum Erzieherberuf generell umzustellen. So wird bei Sozial- und Christdemokraten darüber nachgedacht, ob sich das System stärker den klassischen Wegen zu einem Handwerks- und Handelsberuf annähern soll, also einer stärkeren Verzahnung von Praxis (in den Kindergärten) und Theorie an der Berufsschule. Die Anhebung des Praxis-Anteils könnte geschehen, indem angehende Erzieher Teilzeit-Verträge mit Kindergärten abschließen und so neben ihrer Ausbildung noch verstärkt als Aushilfskraft tätig werden. Eine monatliche Vergütung würde dann von den Trägern der Kindergärten gezahlt werden. Vorbehalte gegenüber einem solchen Weg gibt es jedoch bei Gewerkschaften und in der Kultusbürokratie, befürchtet wird ein „Erzieher light“, der weniger Geld verdient und schlechter qualifiziert wäre, also ein Billig-Modell für die Kommunen. Erste Gedanken in der Großen Koalition, die Ausbildung komplett in diese Richtung umzustellen, scheiterten bereits an den schwierigen Rahmenbedingungen: Für neue Ausbildungsberufe ist der Bund zuständig, bis zu einer entsprechenden Reform würden offenbar viele Jahre vergehen, die Widerstände sind enorm. Das Modell der „dualisierten Ausbildung“ sieht hingegen davon ab und beschränkt sich darauf, neben dem Erzieherberuf noch einen weiteren zu schaffen. Der vom Bund vorgegebenen Rahmen bliebe dabei unberührt.
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Försterling erklärt, dass er diese Überlegungen der Großen Koalition skeptisch beurteilt. „Bisher hat noch niemand beantwortet, wie die bisher in vier Jahren vermittelte Theorie in drei Jahre gepresst werden kann, ohne dass Wesentliches dabei auf der Strecke bleibt.“ Der Praxis-Anteil in der bisherigen Ausbildung sei ja schon jetzt hoch und müsse nicht noch gesteigert werden. Die Forderung der FDP, es bei den Säulen des bisherigen Systems zu belassen und aus dem Landesetat eine Ausbildungsvergütung zu bezahlen, sei daher konsequent. Skeptisch beurteilt der FDP-Bildungspolitiker jüngste Äußerungen der neuen Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD), die sich dafür stark gemacht hatte, den Beruf einer Erzieherin dem Gehaltsniveau eines Grundschullehrers anzupassen. „Dieser Vorstoß ist verfehlt, weil er in die Akademisierung der Erzieherausbildung führt – dann muss am Ende als Startvoraussetzung für diesen Beruf ein Abitur verlangt werden. Das hieße beim aktuellen Personalbedarf, dass man jeden zehnten Abiturienten dazu bringen muss, Erzieher zu werden.“ Försterling erwartet vielmehr von der Landesregierung, dass sie bei der anstehenden Novelle des Kindertagesstätten-Gesetzes auch auf eine Entlastung achtet – beispielsweise über mehr Vorbereitungs- und Verfügungsstunden für die Gruppenleiter. Die CDU-Bildungspolitikerin Mareike Wulf nannte das FDP-Modell einer staatlichen Vergütung „ungerecht“ gegenüber jenen, die während ihrer Vollzeit-Ausbildung in einem Betrieb beschäftigt sind. Sie plädiere für eine stärkere Verzahnung zwischen Theorie und Praxis, denn so könnten auch die Kindergärten dringend benötigte neue Mitarbeiter bekommen.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #62.
Martin Brüning
AutorMartin Brüning

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